Wasser in Mexiko-Stadt

In Mexiko-Stadt kann man das Leitungswasser nicht trinken. Der ehemalige Tenochtitlan See ist die fluessige und bewegliche Grundsubstanz, worauf eine der groessten Staedte der Welt gebaut worden ist. Ich komme aus einer Stadt im Sueden Chiles und habe etwa sieben Jahre in Mexiko-Stadt gelebt. Meine Herkunftsstadt ist voller Fluesse, Wasser und Natur.

Die Fluesse ermoeglichen oder brechen die Kommunikation zwischen einem Punkt und dem anderen ab. Wenn es keine Fluesse gibt, dann muessen die Betonstrukturen, diese Rolle uebernehmen. Meine Spaziergaenge in Mexiko-Stadt und die anderer Menschen reduzieren sich auf kleine Parks oder die ziemlich morbide Aufgabe, die Strassen zu beobachten.

Die Rio Churubusco z.B. ist eine gigantische Autobahn, wo vor etwa 100 Jahren vielleicht ein kleiner Bach floss. Die Menschen schreien sich einander von ihren Metallkapseln aus an, um die unterdrueckte Gewalt des Alltags zu kanalisieren. Wasser oder Wassermangel ist Kommunikation oder keine.

Eine Woche kein Wasser: Notfallzustand. Dann tauchte die >Krise< der Schweinegrippe auf und die Supermaerkte durften einige Tage nicht aufmachen. Natuerlich besorgt sich jeder viele Wasserkanister, aber der, der kein Geld oder keine richtige Wasserversorgung hat, hat Pech gehabt. Der Verbrauch von Wasser liegt bei 300 Liter pro Kopf, doppelt so viel wie in Deutschland pro Jahr. In Mexiko gibt es tausende Kuenstler, die das Thema >Wasser< direkt oder indirekt beruehren. Einer von ihnen ist Horacio Cadzco, der fuer etwa ein Jahr den selben Anzug getragen hat, ohne ihn zu waschen oder sich zu duschen. Das hatte Folgen: Die Gesellschaft hat ihn weniger angelaechelt.

Er bekam Probleme damit, seine Eltern in einem Mittelschichtsstadtteil zu besuchen. Sein Aussehen missfiel dem Sicherheitsdienst des Viertels. Horacio hat vor kurzem seinen Anzug und alle damit verbundenen Werke in einer Ausstellung >Zerstoerung eines Anzugs< gezeigt. Ich glaube, es geht ihm jetzt gut.

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