Fiktionen des Fluiden: Vortrag von Anne Immelé

Stellen wir uns vor: bis auf den Stadtkern ist Berlin gänzlich von ozeanischen Wassermassen verschluckt worden. Tatsächlich geisterte vor vier Jahren ein solches Kampagnenmotiv durch die Hauptstadt und wirkt heute ungewollt prophetisch. Nachdem die Weltwirtschaftskrise über den Planeten gleich einer Flut hereingebrochen ist, konnten sich nur wenige Menschen auf Inseln retten.

Vor diesem Hintergrund muss besagtes Motiv einer Neubewertung unterzogen werden, so wie auch andere Motive, die mit Metaphern des Fluiden arbeiten, neu betrachtet und kritisiert werden sollten. Gestern priesen sie quasi unterhinterfragt flexible, gleichsam flüßige Verhältnisse im globalen Kapitalismus. Heute fragt sich mehr denn je: Wie flüssig darf unsere Welt werden? Wieviel Halt brauchen wir? Wieviel Struktur?

Vortrag von Anne Immelé (12. Mai)

Die künstlerische Arbeit der in Mulhouse lebenden Künstlerin Anne Immelé antwortet auf diese Fragen in unterschiedlicher Weise: Immelé beschäftigt sich mit Raum, Zeit und Wasser in unterschiedlichen Aggregatzuständen. Bilder ihrer Werkreihe „La Série des Lacs“ (2001-2003) zum Beispiel inspirierten den Philosophen Jean-Luc Nancy zu seinem Buch “Die Annäherung” (2008) und zu Behauptungen über Fiktionen des Fluiden, die nicht permanente Zirkulation und Transparenz, sondern Stillstand und Unergründbarkeit privilegieren.

Anne Immelé wird ihre künstlerische Arbeit unter diesem Blickwinkel reflektieren und darüber hinaus ihre jüngsten fotografischen Projekte vorstellen. Dieser Vortrag ist Teil der Berliner Gazette-Initiative “Fiktionen des Fluiden” und findet am 12. Mai 2010 um 18 Uhr im Rahmen von The Knot im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien statt.

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