Ugur

Ein Tag in Berlin wie jeder andere: aufstehen, anziehen, Hund an die Leine nehmen und zu Ugur gehen, dem Coffeshopbesitzer. Berliner Gazette-Autor Ruwen Poljak wagt ein literarisches Experiment zwischen Gewalt und Beherrschung, Fiktion und Realität.

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8:00, ich quaele mich aus dem Bett. Waehrend ich die Hosen anziehe, steht der Hund auch auf und streckt sich gaehnend. Ich gehe kurz ins Bad, lege dem Hund danach sein Halsband an und gehe raus, die Prenzlauer runter Richtung Ugur. Ugur, das ist der Besitzer vom Coffeshop Prenzlauer Ecke Danziger, direkt neben der schicken blauen Doeneria.

Auf dem Weg zu Ugur pisst und kackt der Hund das Beet zwischen Fahrradweg und Fussweg zu. Mit Vorliebe lehnt er dabei seinen Arsch gegen ein niedriges Gestruepp und kackt dann direkt in das Geaest von diesem Unkraut. Manchmal bleibt seine Scheisse darin haengen, es sieht dann ein bisschen wie Weihnachten aus. Das zugekackte Hundeklo wird alle zwei Monate von ABM-Fachkraeften gewissenhaft gereinigt. Bevor ich endlich bei Ugur ankomme, passiere ich eine Pennerkneipe. Stuehle stehen davor, das ganze ist seitlich mit Unkraut in Toepfen abgeschottet.

Die Pennerkneipe hat den voellig verbloedeten Namen >na und!Guten-Morgen-Bier

Ein Bauarbeiter zwischen 20 und 30 kommt mir entgegen. Der Berliner Dorfdepp vom Dienst! Er ist sonnengebraeunt, sieht nicht schlecht aus, ist voellig dumm, hat eine Glatze und guckt boese. Er schaut mich nicht an, sein Blick ist fest nach vorne gerichtet. Ich stiere ihn an und habe Visionen:

Frontkick in seinen Magen, er wird auf die Strasse geschleudert, vom Auto angefahren und auf den Buergersteig zurueckge-schleudert. Ich schlage ihm die Fresse mit der Rechten ein. Ich reisse sein blutiges Basecap von seinem dummen Schaedel, um ihn an den Haaren ueber den Boden zu zerren. Die schwule Sau hat eine beschissene Glatze. Ich flippe aus, trette in dieses Stueck Scheisse rein, drehe ihn auf den Ruecken, stelle mich mit dem Fuss knapp neben sein Armgelenk, packe sein Handgelenk und reisse den Unterarm nach hinten weg, so dass das Gelenk bricht. Selbiges mache ich mit der anderen Seite. Er bruellt. Ich knie mich auf ihn und bruelle ihn auch an.

Ich merke, wie ich knurre, waehrend ich an dem scheiss Wichser vorbeilaufe, meine Oberlippe zieht sich nach oben und meine gelben Zaehne liegen frei. Der Wichser schaut an mir vorbei. Ich bin ein Tier. Gerne waere ich ein Tier, ich wuerde gerne toeten. Ich will zuschlagen, es ist nichts da zum Zusammentreten, das frustet mich, ich balle hilflos die Hand zur Faust.

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