Amoklauf von Winnenden: Joerg Offers Textbaukasten des Entsetzens

Video-Regisseur, Schriftsteller und Berliner Gazette-Autor Joerg Offer hat aus woertlichen Zitaten offizieller Verlautbarungen einen Text gebaut, der den Amoklauf in Winnenden reflektiert. Quellenmaterial bieten folgende Institutionen: CDU, CSU, FDP, SPD, Die Linken, NPD, Bundeskanzleramt, Bundespraesidialamt, EKD, Gewerkschaft der Polizei, Deutscher Lehrer Verband, Europaparlament, Deutsche Stiftung fuer Verbrechensbekaempfung, Landespolizeipraesidium Baden Wuerttemberg. Ohne eine entsprechende Datierung ist er im aktuellen Ereignisfall stets erneut einsetzbar.


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Das ist entsetzlich, das ist grauenvoll, man findet kaum die richtigen Worte. Ich bin tief erschuettert und entsetzt. Das ist ein Tag der Trauer fuer ganz Deutschland. Ich bin betroffen und erschuettert. Das laesst einen sprachlos in dem Augenblick! Ich bin entsetzt und traurig. Meine Frau und ich sind in Gedanken bei den Opfern und deren Familien und Freunden.

Mit Entsetzen und Fassungslosigkeit haben wir von dem Amoklauf erfahren. Unser aller Mitgefuehl gilt den Angehoerigen der Opfer, und unsere Gedanken sind bei ihnen und den Verwundeten. Ich fuehle tiefe Trauer.

Mein Mitgefuehl und meine Gedanken sind jetzt bei den Familien und bei den Angehoerigen der Opfer, den Schuelern und den Lehrern und vielen anderen, die getoetet worden sind. Ich bin schockiert und erschuettert. Wir fuehlen uns mit ihnen in diesen schweren Stunden tief verbunden. Mit tiefer Erschuetterung und Fassungslosigkeit stehen wir vor dieser sinnlosen Gewalttat, die so viele Menschen in den Tod gerissen hat. Wir teilen die Trauer der Familien, Angehoerigen und Freunde der Opfer. Sie haben ihr Liebstes verloren, wir sind bei ihnen, in dem unermesslichen Leid, das diese Wahnsinnstat ueber sie gebracht hat.

Unsere Sorge gilt den Schwerverletzten. In mein Gebet schliesse ich die Familie des Taeters mit ein. Wir stehen sprachlos dem Unfassbaren gegenueber und fragen uns, warum und wie es so kommen konnte. Das wird ein parlamentarisches Nachspiel haben. Wir muessen jetzt genau die Ursachen und Hintergruende der Tat aufdecken. Die Seele der Schule ist verwundet. Das ganze schreckliche Ausmass des Geschehens ist noch nicht fassbar. Es war ein sehr dramatischer, dynamischer Tatablauf. Das kannst du nicht verkraften. Noch sind keine Details ueber den Taeter bekannt, aber die Frage ueber Gewalt und Waffengewalt in der Gesellschaft wird sich erneut stellen.

Statt eilig ueber die Verschaerfung der Waffengesetze zu diskutieren, muss erstmal geklaert werden, was passiert ist und wie der Amokschuetze an die Waffen kommen konnte. Es ist ueberlegenswert, wie in anderen grossen Gebaeuden Zugangssicherungssysteme mit Chipkarten zu installieren. Entschlossene Einzeltaeter koennen auch solche Kontrollen ueberwinden, die andererseits Millionen Schueler unter Generalverdacht stellen wuerden. Solche Massnahmen gaukeln nur Sicherheit vor. Es ist unsere Aufgabe als verantwortungsvolle Politiker in der Europaeischen Union und in allen Mitgliedstaaten, unser Moeglichstes zu tun, damit solche Taten rechtzeitig erkannt und verhindert werden koennen.

Sollte sich tatsaechlich herausstellen, dass der 17-jaehrige Taeter sich ueber einen laengeren Zeitraum und intensiv mit so genannten Killerspielen beschaeftigt hat, muss der Gesetzgeber nun endlich handeln. Nicht jeder Nutzer macht einen Amoklauf, aber ein hoher Anteil unter den Amoklaeufern hat Killerspiele genutzt, da sollten wir nachbohren. Dass der 17-Jaehrige auf der Flucht noch weiter um sich geschossen hat, ist ein Verhalten, das Jugendliche auch in Spielen wie Counter-Strike oder Crysis lernen koennen. Solche Spiele haben meines Erachtens bei uns nichts verloren. Es muss konsequent gegen Spiele vorgegangen werden, die Gewalt verherrlichen.

Identitaetsstaerkende Massnahmen seitens des Staates und hier besonders der Schulen wuerden dazu fuehren, dass Jugendliche wieder wuessten, wo sie hingehoeren und wie sie sich nuetzlich fuer die Gemeinschaft einsetzen koennen. Der Rueckzug ins Private, mit chronischem Saufen am Wochenende, gewaltverherrlichenden Video-Spielen und krankhafter pornographischer Belustigung wuerde der Vergangenheit angehoeren. Wenn es in Deutschland wieder Eliten gaebe, die in der Lage sind, Werte zu vermitteln und der Jugend ein Vorbild zu sein, wuerde derartigen Faellen wie dem gestrigen zumindest nicht noch Vorschub geleistet werden.

Was ist nur in unserer Gesellschaft los? Es wird immer wieder Menschen geben, die aus der Spur kommen und gewalttaetig werden. Nach Adam und Eva kamen gleich Kain und Abel. Es bleibt traurige Realitaet, dass es totale Sicherheit auf diesem Planeten leider nicht gibt.

Anm. d. Red.: Das Foto oben stammt aus den U.S. National Archives.

5 Kommentare zu “Amoklauf von Winnenden: Joerg Offers Textbaukasten des Entsetzens

  1. Schlimm genug…kaum ein Jahr später…man könnte jetzt mal einen Textvergleich vornehmen, aber ich wollte ja nicht mehr so böse sein im neuen Jahr!

  2. Aktuell bemüht man sich das Wort Amoklauf zu vermeiden! Es starb ja wie ein dreister Radioreporter schon twitterte nur “ein” Mensch darum ein “Amokläufchen”!

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