Schon schoen

Ein schoener Tag. Ein schoenes Bild. Eine schoene Bescherung. Vieles kann schoen sein. Frueher aber war erst mal Kunst fuer Schoenheit zustaendig. Da war es dann auch praktisch, dass Schoenes und Gutes immer gleich zusammen aufgetreten sind. Das ist heute doch anderes. Benutzten wir ueberhaupt noch die Bezeichnung >schoen< fuer Kunst, und wenn nicht, was dann? >Schoener Film< klingt doch sehr nach Liebesfilm mit happy end, und, >gehen wir heute ins Berghain? Da legen sie schoene Musik auf<, geht auch gar nicht. Vielleicht beides keine Kunst. Na ja, aber auch Duchamps >Fountain< oder Malewitschs >Schwarzes Quadrat< sind nicht nur >schoen<.

Es scheint zum Programm moderner Kunst zu gehoeren, >Alles< machen zu koennen. Besser: Neuheiten und Experimente sind wichtig. Man koennte meinen, dass sich dabei das, was wir mit dem Begriff >Kunst< zusammenfassen, in der staendigen Bestrebung anders und neu zu sein, selbst aufloesen und desintegrieren muesste. Doch ganz im Gegenteil: Gerade dieser Hang zum Unterschied macht es noetig, dass Kunstwerke auf Kunstwerke Bezug nehmen, auch und gerade in der Form von Widerspruch, um ausloten zu koennen, wo gestalterische Freiheiten bisher unausgenutzt geblieben sind. So kann man Kunstwerke dann auch ueber kurz oder lang von anderen Dingen unterscheiden, die nicht Kunst sind. >Anything went<, sagt Luhmann. Statt ueber Schoenheit, spricht man heute ueber den Geldwert von Kunstwerken, als ob die Wirtschaft Bescheid wuesste. Ähnlich unpraktisch ist es, schlechte Kunst und Nicht-Kunst gleich zu setzen. Noch das mieseste Graffiti ist Kunst, nur eben schlechte; schon weil es dabei hilft, sagen zu koennen, wie gute Graffitis aussehen muessten. Letztendlich kennt die Kunst auch selbst Positives und Negatives, deren Namen sind dann gar nicht so wichtig.

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