Schlechte Vorbilder

>Hey Kinder, spinnt ihr denn?< Ein Trupp von Blauuniformierten krallte sich drei kleine Jungs mit Migrationshintergrund. >Wenn ihr Taschengeld haettet, waert ihr das jetzt los – ihr wisst, warum?< Grosse Augen. In Neukoelln ist das Ordnungsamt unterwegs und greift durch. Radfahren auf dem Buergersteig kostet, Kopfsteinpflasterstrassen hin oder her. Kopfhoerer sind auf dem Fahrrad ebenfalls verboten: auch wenn morgens um acht am Landwehrkanal kaum Gefahr fuer Radfahrer besteht. Meine Perspektive, okay. Gesetz ist Gesetz, und auch die Ordnungshueter muessen von irgend etwas leben.

Praemien fuer besonders beflissene Beamte? Vielleicht. Andererseits ist der Job wahrscheinlich die Hoelle. Das aendert jedoch nichts an meiner Situation. Weil ich in den letzten Wochen immer wieder neue Geschichten ueber das Ordnungsamt gehoert hatte, beschloss ich, mich zu wappnen. Fuer den Fall der Faelle. Ich kaufte Lichter für mein Fahrrad, das wohl Nahliegenste. Und fand heraus, dass Ordnungsaemter in Berlin bei den Bezirken angesiedelt sind. War mir egal, ich wollte die Gebuehrenordnung herunterladen. Fuer alles gibt es Gebuehrenordnungen in Berlin. Nichts dazu auf der Website des Amts. Wohl Hinweise zur Tierkoerperbeseitigung.

>Scheisse seid ihr, schlechte Vorbilder, bei Rot ueber die Ampel zu laufen<, zeterte der Blauuniformierte weiter und deutete auf eine Frau mit einem Buggy. Das lethargisch wirkende Kind drehte sich zur Seite. Der Beamte liess von den Jungen ab, die Luft war raus. Wahrscheinlich lag ihm Tierkoerperbeseitigung mehr.

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