Richtiger Rock’n’Roll

Es war, glaube ich, Jon Landau, der, als er 1978 die E-Street Band im Londoner Hammersmith Odeon hat spielen sehen, gesagt haben soll: >Mit Bruce Springsteen habe er die Zukunft des Rock & Roll vor Augen gehabt.< So emphatisch kann man heute nicht mehr formulieren. Zu sehr ist auch er zum Business verkommen und hat sich laengst in der Endlosschleife des Rezitierens verirrt. Trotzdem gibt es ab und an Erlebnisse, wo man sich an Jon Landaus Ausruf wieder erinnert und ein Gefuehl dafuer wieder hochkommt.

Als Social Distortion in Muenchen den Auftakt ihrer Deutschlandtournee feierte, war es zumindest ueber eine Stunde lang zu verspueren. Selten hat eine Band mit soviel Wucht das Zenit zum Kochen gebracht. Das war Punkrock at its best, das war ein Konzert, wie man es sich wuenscht, energiegeladen, laut und das Publikum mitreissend, sodass massenhaft der Schweiss floss. Dabei hat die Band, von der nur noch deren Kopf Mike Ness uebrig geblieben ist, manchen Nackenschlag wegstecken muessen. Waehrend Mike Ness selbst Jahre lang den Drogen verfallen war und deswegen eine laengere Auszeit hat nehmen muessen, sind zwei andere Bandmitglieder auf ebenso tragische wie mysterioese Weise zu Tode gekommen.

Auf diese Weise hat SD es in den dreissig Jahren ihres Bestehens, das Mike Ness und seine Mitstreiter auf dieser Tour gerade ausgiebig feiern, zu gerade mal sechs offiziellen Platten [im Uebrigen alle wunderbar] gebracht, von all den Kompilationen, Live-Platten und Bootlegs mal abgesehen. Allerdings war die Band gerade wieder im Studio und soll eine neue Scheibe, ihre siebte, produziert haben. Zudem ist der Kalifornier durch den Boss gerade geadelt worden. In Los Angeles bat er Mike auf die Buehne, um zusammen mit ihm deren >Bad Luck< zu intonieren. Bislang haben die Kalifornier sich in Europa ueberaus rar gemacht. Das soll nach Worten von Mike Ness kuenftig anders werde. Man werde, so der SD-Boss, oefters ins Alte Europa pendeln, das er als >Fatherland< bezeichnete.

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