Rasende Kulturreporterin: Zwischen World Wide Web, Bosnien und Herzegowina

Der 17. November 1985 war der Tag, an dem es zum ersten Mal in diesem Winter geschneit hatte. An diesem Tag wurde ich geboren. Meine Mutter hat mich Zlata genannt und den Familienamen Veselinović habe ich – natuerlich – on meiner Familie bekommen. Ich bin in Banja Luka in Bosnien und Herzegowina geboren und lebe heute mit meiner Mutter und Schwester in Laktasi, einer kleinen Stadt etwa 20 Kilometer noerdlich von Banja Luka.

Durch das Projekt habe ich gelernt, wie man mit anderen zusammenarbeitet, vor allem wenn die Leute ganz verschiedene Backgrounds haben. Ausserdem konnte ich dort erste Erfahrungen in der Projektkoordination sammeln und habe mit Menschen aus Serbien, Bosnien und Herzegowina sowie Kroatien zu tun gehabt. Vor allem habe ich durch das Projekt gute Freundinnen und Freunde gefunden. Doch 2007 entschied ich mich dann fuer den Journalismus

Doch wie kam ich eigentlich zum Journalismus? Ende 2004 hoerte ich in meinem Lieblingsradiosender >Oksigen FM< eine interessante Meldung. Sie suchten nach einer jungen Nachrichtenjournalistin oder einem Nachrichtenjournalisten. Ich dachte kurz nach und bewarb mich einfach. Und mit ein bisschen Glueck und vielleicht auch dank meiner Faehigkeiten, bekam ich den Job. So kam ich zum ersten Mal mit dem Journalismus in Beruehrung.

Ich arbeitete in einem echt coolen Team und hatte einen Radioexperten als Mentor. So kam es, dass der Journalismus meine neue Liebe wurde. Schritt fuer Schritt trat ich in die Welt des Radiojournalismus ein. Und nicht nur das: Ich begeisterte mich auch fuer Online-Journalismus, Podcasts und Social Media, wie YouTube oder Facebook. Nach ein paar Monaten wurde ich dann sogar so eine Art Managerin bei >Oksigen FM<. Seit Juni 2008 arbeite ich freiberuflich. Ich produziere Audio-Jingles, arbeite im Internet als Redakteurin bei ngomuk.wordpress.org und koordiniere die Medienaktivitaeten fuer Nichtregierungsorganisationen, soo zum Beispiel fuer das Programm von >Art and Culture Laktasi<. Und ich habe mein eigenes Blog! Ausserdem bin ich Redakteurin bei KULporter, das Mitglied des InSEEcp Network ist, einem informellen Netzwerk von Kulturportalen. Im Moment bin ich die einzige Repraesentantin aus Bosnien und Herzegowina. Bei dem Projekt geht es darum, Leute in ganz Bosnien und Herzegowina und sogar in ganz Europa miteinander zu verbinden. Wir sind Kulturreporter, die aus der ganzen Region und darueber hinaus berichten. Neulich sind wir zum Beispiel in den Kosovo, nach Pristina, gefahren. Wir wollten mit eigenen Augen sehen, wie es dort ist und nicht nur blind den Berichten in den Medien vertrauen. Der Besuch in Pristina war eine gute Erfahrung fuer mich, ein richtiges Abenteuer. Ich war ueberrascht von der guten Atmosphaere am Unabhaengigkeitstag. In meiner Gegend reden Medien und Menschen sehr emotional ueber den Kosovo – was in Anbetracht der Geschichte verstaendlich ist. Doch waehrend meines Besuches hatte ich keine Probleme. Aber man muss auch sagen, dass ich nur Pristina gesehen habe und nicht den Rest des Kosovos. Die Stadt ist sehr gepraegt von den vielen Auslaenderinnen und Auslaendern, die fuer internationale Organisationen arbeiten und teils schon lange vor Ort sind. Ein anderes Projekt ist >Teen 4 Teens<. Das ist ein Multimedia-Club, der von der Stadtverwaltung von Laktasi gesponsert wird. Die Seite und das Projekt soll es Kindern und Jugendlich ermoeglichen, sich selbst auszudruecken. Generell laesst sich unsere Situation, was die Medien betrifft, vielleicht so beschreiben: Wir versuchen natuerlich, den Trends der Welt zu folgen. Also wenn du MTV oder einen anderen internationalen Sender empfangen kannst, dann schaust du ihn auch. In meiner Gegend, der Republika Srpska, gucken wir auch die nationalen TV-Sender oder Fernsehprogramme aus Kroatien. Und natuerlich nutzen wir jungen Leute auch das Internet, vor allem fuer Infos ueber Showbiz, Lifestyle, Fashion, Technik und Kultur. Jetzt wollt ihr sicher noch wissen, wie eigentlich die Situation in Bosnien und Herzegowina ist. Was soll ich sagen? Die Jahre des Krieges, des ethnischen Hasses und der Zerstoerung der Industrie und Infrastruktur koennen nicht einfach so ad acta gelegt werden. Ich war sechs, als der Krieg ausbrach und kann nur sagen, dass der Krieg seine Narben hinterlassen hat. Bei mir persoenlich und im ganzen Land. Vieles ist jetzt besser geworden. Ich kann reisen, Leute kennen lernen und meine eigenen Ideen verwirklichen. Bosnien und Herzegowina ist geteilt in die Republika Srpska und die Foederation Bosnien und Herzegowina, zwei autonome Gliedstaaten. Wenn man das weiss, versteht man auch, warum die Medienszene ebenfalls geteilt ist. Ein weiteres Problem ist die Pressefreiheit: Einige Medienunternehmen werden von Geschaeftsleuten gesponsert – deren Meinung findet sich dann natuerlich auch in den entsprechenden Medien wieder. Und zum anderen gibt es die staatlichen TV-Stationen und Radiosender, die auch nicht wirklich unabhaengig sind. Ich selbst versuche, ueber diese politische Grenze hinwegzukommen. Doch meine Situation ist auch besonders, weil ich an Projekten mitarbeite, die eben genau das versuchen: Die Grenzen zu ueberwinden.

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