Platznehmen in der Kunst

Immer wieder diese Frage: Was ist der Bezug zum Kino? Wieso sollte es den geben und warum ihn auch noch artikulieren? Natuerlich haben meine Kunstwerke einen Bezug zum Film, denn Kino ist Bestandteil meines kulturellen Umfelds. Der Kuenstler in Erklaerungsnot sagt: Ja, weil meine Kunst keine Einzelbildproduktion ist, sondern aus Sequenzen, aus Bildern in zeitlichen Abfolgen besteht.

Ja, weil das Kino mir einen Blick auf die Gegenwart einer Stadt erlaubt – jedenfalls fuer mich relevantes Kino. Ja, weil es mir die Moeglichkeit gibt, mich davon abzuwenden und nach etwas anderem zu suchen.

Ein Kino ist ein Saal mit Sitzen und Leinwand; Kino das organisierte filmische Material, das vorgefuehrt wird; mein Verhalten als Betrachter eine inhaltaufnehmende Aufmerksamkeit. Wie ein reger Museumsbesuch bei Tintoretto. Wie die naturgemaess verhasste Videokunst im abgedunkelten Raum. Dafuer liebe ich Film: dass er mich abschirmt vom Rest der Welt aber gleichzeitig ein Fenster in selbige oeffnet. Gleichsam als Gast einer Einladung folgend, fuer die ich irgendwann meine im Gegenzug aussprechen werde. Dann, wenn ich Kino bitte, in meiner Kunst platzzunehmen.

Ganz anders als im Kino verhaelt sich mein Kunstwerk online. Es hat Zeit und kann beharrlich warten, und wenn es besucht wird, dann tritt es unmittelbar in Dialog. Es lebt parasitaer vom Bildschirm und in Abhaengigkeit von der Tastatur. Es schaut sich Manches vom Kino ab, aber erwartet doch ganz anderes: es verlangt den aktiven Eingriff mittels Tastatur und Maus, deren Folgen nicht vorhersehbar sind. Als Freundschaftsdienst verteilt es seine eigenen Bestandteile, ohne dabei an Masse oder Substanz zu verlieren. Es ist zentral und peripher zugleich, endlich und endlos in Gestalt. Kino kann das nicht.

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