Nachtschwimmen

Reissverschlusssex in schmuddeligen Clubs haben, routinierten Drogenkonsum bewerkstelligen und dazu noch schlechte Musik hoeren – welchen Bloedsinn man macht, wenn man jung ist! Trotzdem schoen, an das kopflose Treiben durch die Zeit zu denken, als es noch keine Zeit gab. Als man noch sagen konnte >Mit 25 will ich zwei Kinder haben< [und die Zahl 25 ungefaehr genauso viel bedeutete wie die Zahl 78]. Immer war alles weit weg.

Das Warten darauf, dass >es losgeht<, war das Beste. Denn eines wird immer klarer, je laenger man hier unten rumkraepelt und hoffnungsfroh wartet: Richtig losgehen tut es schon, wenn man als rosiger Fleischklops auf die Erde plumpst. Worauf ich hinaus will, mit diesem uebermaessig langen Einstieg: Ich habe Philip Roth entdeckt. Ich habe sein erstes Buch >Goodbye, Columbus< [1959] gelesen. Darin steuern die Helden Neil und Brenda auf zwei Abschiede zu. Einen Abschied von der Jugend und einen von der ersten Liebe. Die beiden verlieben sich, schwimmen nachts im Swimming Pool, knutschen unter Wasser, haben ersten Sex auf dem Wohnzimmersofa der Eltern und verbringen schwuele Abende auf dem Tennisplatz. Beim Lesen dieser Geschichte fuehlt man sich, als wuerde man selbst nachts schwimmen.

Man steckt in dunklem Wasser und weiss nicht, was unter einem ist. Nur der Kopf schaut raus und wird von klarer Nachtluft umspielt. Nachtschwimmen. Macht man so was nur, wenn man jung ist? Dunkles Wasser ist aufregend. Das haben schon R.E.M. gewusst, als sie den Klassiker unter den Nachtschwimmsongs verfassten. Allerdings geht es in dem Song auch ums nackt schwimmen. So weit geht Philip Roth nicht. Als der Sommer vorbei ist, hat auch das romantische Nachtschwimmen von Neil und Brenda ein Ende. Wenig spaeter, erlischt ihre Liebe.

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