No Future

Ich bin ein leidenschaftlicher Kommunikationsstratege mit einem weitreichenden Wissen ueber Marketing, Design, Interaktivitaet, Sport- und Modefirmen. Zur Zeit wohne ich in Frankfurt, aber fuer >Procter und Gamble< arbeite ich in Genf und London.

An erster Stelle bin ich ein Informationsbroker, wobei Design fuer mich die delikateste Ausdrucksform dieser Disziplin ist. So gesehen betrachte ich mich nicht als Designkritiker per se, sondern nur als ein Kritiker, der die Wirkung von Design, d. h. seine Rolle fuer und seinen Einfluss auf das Leben der Leute untersucht.

Als ich zum ersten Mal dem neuen Eurodesign begegnete, erschien es mir wie eine verpasste Chance. In einer Zeit, in der dem Globalen eine so grosse Bedeutung beigemessen wird, kann ich dieses Design nur als einen Kompromiss empfinden, der in der Vergangenheit verwurzelt ist.

Dem gegenueber ist die philosophische Idee einer europaeischen Union an eine sehr moderne Vorstellung geknuepft, die versucht, einen zukuenftigen Zusammenhalt, der auf Wachstum und Toleranz beruht, zu etablieren. Das formale und visuelle Design des Euro stellt dieses Potential fuer mich nicht dar. Ich denke, dass diese Waehrung dynamischer und moderner erscheinen sollte.

Energie und technologisches Know-How sind in erster Linie darauf verwendet worden, den Euro vor Faelschungen zu sichern. Dabei wurde so gut wie gar nicht daran gearbeitet, ein interaktiveres, flexibleres Objekt zu gestalten. Unsere Banknoten koennen noch immer nicht online gehen…

Und so repraesentiert das visuelle Design des Euro wohl vor allem die Unfaehigkeit dieser politischen Union, eine gemeinsame Absicht [wie man das vor kurzem bei dem Problem; sich auf eine Verfassung zu einigen, feststellen konnte] zu vertreten und sich einen einheitlichen Charakter zu verleihen.

In diesem Sinne stellt das Eurodesign fuer mich so etwas wie eine Wucherung dar. Ich empfinde es als identitaetslos, wie auch die Europaeische Union. Die Bruecken auf den Banknoten sind ein Zeichen fuer Expansion; man will auf die andere Seite kommen, verfolgt dabei allerdings kein klares Ziel.

Durch seine defensive und >sichere< Art laesst sich dieses Design fuer mich mit dem undifferenzierten Charakter von suburbanen Wucherungen vergleichen. Es spiegelt fuer mich das Problem der EU wieder, Grenzen zu ziehen. Wir sind inklusiv, aber wo genau hoert das auf? Wenn man an die internationalen Bewegungen der 1920er Jahre denkt, dann gab es damals sehr viel klarere Visionen. Man hatte eine eindeutige Vorstellung davon, wie zukuenftige Gesellschaften aussehen sollten und dadurch gab es eine vereinte Kraft, die letztlich zu den grossen, sozialen Ereignissen des letzten Jahrhunderts fuehrte. Sollte das Eurodesign so etwas wie selbstbewusstes Statement haben, dann waere dies wohl die bekennende Liebesbeziehung zur Buerokratie: Es ist wie eine nuetzliche Karte, die einem den Weg ins Buero weist, aber keine Karte, die eine Vision darstellt und einen beruehrt. Menschen, die mit dem Euro aufwachsen, werden ihn zunehmend als ein Relikt ansehen. Das Finanzdesign der Zukunft, wird sich immer staerker an die erfolgreichen Elemente des Tauschhandels anpassen. Bereits heute schreiben Reisewaehrungen und >Point Systems< Erfolgsgeschichten. Denn sie sind intimer und reflektieren unsere Persoenlichkeit staerker. Die staatlich finanzierten, papierbasierten M1-Beschraenkungen des Euro werden in dem Masse an Bedeutung verlieren, wie ihre Verwendung im Alltag abnimmt. Bei meiner Kritik am Eurodesign geht es also letztendlich mehr um die Form als um den Inhalt. Die Wahl von Bruecken als eine Form der Verbindung [statt zum Beispiel MacIntosh-Flughaefen, spiegelt fuer mich eine Verschanzung in der Vergangenheit wider, bei der man sich der Verantwortung entzieht, zukunftsweisende Charakterzuege festzulegen.

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