Nichts ist selbstverstaendlich

Vor nun mehr als 20 Jahren, im Mai des Jahres 1984, wurde von einer Gruppe Kambodschanern und Deutschen die Studiengemeinschaft Kambodschanische Kultur [SGKK] in Westberlin gegruendet. Da zu dieser Zeit keine Beziehungen aufgrund des Buergerkrieges und dem Stopp der diplomatischen Beziehungen zwischen der BRD und Kambodscha bestanden, wollte man eine Gemeinschaft schaffen, um ein Stueck Heimat zu haben und um die kambodschanische Kultur und Tradition zu bewahren.

In Verbindung mit dem Verein wurde auch die Schriftenreihe >Kambodschanische Kultur< ins Leben gerufen, die bis heute in unregelmaessigen Abstaenden, meist jedoch einmal im Jahr erscheint. Veroeffentlicht werden wissenschaftliche Beitraege ueber Sprache, Kultur, die Tempel von Angkor und Originalliteratur in Khmer mit deutscher Uebersetzung. Diese Art der Zeitschrift ist ausserhalb von Kambodscha einzigartig. Bis Anfang der 1990er Jahre hat sich der Verein vor allem den kulturellen Belangen der Kambodschaner in Kambodscha und in Deutschland und den Beziehungen zwischen Kambodschanern und Deutschen gewidmet. Im Vergleich zu anderen Minoritaeten, die in Berlin wohnen, gibt es aufgrund der geringen Zahl von Kambodschanern [rund 80 Kambodschaner leben in Berlin] keine wirkliche Gemeinde oder ein Gebiet, wo Kambodschaner bevorzugt leben. Die meisten Kambodschaner haben in der ehemaligen DDR ein Studium absolviert. Auch in Berlin haben einige Kambodschaner an der Fachhochschule Karlshorst studiert. Viele sind jedoch nach dem Studium nach Westberlin gegangen. Gleich nach der Wende kamen viele Kambodschaner nach Westberlin, die in der ehemaligen DDR eine Berufausbildung gemacht hatten. Ungefaehr Mitte der 1990er Jahre konnte man wieder nach Kambodscha reisen. Viele Kambodschaner konnten das erste Mal nach vielen Jahren ihr Heimatland besuchen. Nach fast 20 Jahren Buergerkrieg brauchte das Land Unterstuetzung und Aufbauhilfe. Das Gesundheits- und Bildungssystem war zu einem grossen Teil zerstoert. Ab 1994 widmete sich der Verein SGKK nicht nur der Erhaltung und Tradition der kambodschanischen Kultur, sondern engagierte sich nunmehr auch in der humanitaeren Hilfe. Es wurde Geld gesammelt, um Medikamente zu kaufen, Brillen, die in Deutschland aus der Mode gekommen waren, Rollstuehle und Gehhilfen fuer alte Menschen und Minenopfer. Man versuchte zu helfen, wo es nur ging. Im Herbst 1994 erfuhr unser Verein von Frau Dr. Heike Loeschmann [Heinrich-Boell-Stiftung] ueber das buddhistische Nonnenkloster in Wat Otres in der suedlich gelegenen Provinz Kompong Som. Mit grossem Einsatz der Nonne So Mouy konnte Unterricht fuer die Kinder der vier umliegenden Doerfer gegeben werden. Seitdem unterstuetzt die SGKK mit Hilfe der Heinrich-Boell-Stiftung das Schulprojekt in Wat Otres. Bis jetzt wurden Schulgebaeude errichtet und die Kinder koennen mit Schulmaterialien versorgt werden. Ein Internat fuer ungefaehr zehn Schueler aus weit entfernten Provinzen wurde geschaffen, damit diese die Moeglichkeit haben, eine Schule zu besuchen. Ausserdem vermittelt der Verein Schuelerpatenschaften und organisiert jaehrlich den internationalen Kindertag mit Spendengeldern. Dank der finanziellen Hilfe koennen Kinder mit diesem Schulprojekt vielleicht einen besseren Start in die Zukunft haben. Seitdem der Verein sich auch der humanitaeren Hilfe widmet, hat ein Wechsel der Mitgliedschaften stattgefunden. Heutzutage sind wenig gebuertige Kambodschaner Mitglied in der Studiengemeinschaft Kambodschanische Kultur. Mehr Deutsche sind Mitglieder geworden und kuemmern sich nun um das Schulprojekt in Wat Otrés, die Schuelerpatenschaften, Spendengelder und sitzen im Redaktionskomitee der Schriftenreihe des Vereins. Zum alljaehrlichen Khmer-Neujahrsfest im April, das der Verein veranstaltet treffen sich Kambodschaner und Deutsche, Nichtmitglieder und Mitglieder und feiern zusammen den Start in das neue Jahr der Khmer. Der Verein SGKK ist klein und oft fehlen die Mittel Veranstaltungen, wie z.B. Vortraege zu organisieren oder im Trubel der Hauptstadt auf sich aufmerksam zu machen. Doch durch glueckliche Zufaelle wurde schon im Fernsehen und im Radio ueber den Verein berichtet. Und auch Ex-Bundespraesident Roman Herzog hat den Verein zu einem Sommerfest kennen gelernt. Mit Hilfe der Studiengemeinschaft Kambodschanische Kultur kann die kambodschanische Kultur in Deutschland bekannt werden. Manche Leute moegen sie vielleicht durch den Verein entdeckt haben oder noch entdecken. Und es besteht die Moeglichkeit, individuell zu spenden und auf Fotos oder vielleicht sogar vor Ort das Laecheln, die Freude und das Erreichte, die Entwicklung zu sehen.

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