Naomi Klein in Berlin

Oh yeah, I can do optimism, too!, sagt sie und lacht, wie sie schon die ganze Zeit ein Hollywood-Laecheln auf den Lippen hat, obgleich es bislang nichts zu lachen gab, bleckt die Zaehne, schlaegt die Augen auf, lehnt sich nach vorne und sagt: >Katastrophen-Kollektivismus ist die Alternative zu Katastrophen-Kapitalismus. Ueber Letzteres hat Naomi Klein an ihrem ersten Abend in Berlin bislang gesprochen, also darueber, wie sich die Wirtschaft Verwuestungen durch Terror, Natur und Unfaelle zu Nutze macht, um eine neue Welt gaenzlich nach den Regeln des Neoliberalismus zu erschaffen, des Kapitalismus in seiner reinsten und gewaltsamsten Form.

Klein ist nicht umsonst Bestseller-Autorin, deren Texte weltweit >syndicated< sind. Sie erreicht die Leute mit glasklaren Bildern, die alle verstehen. Sie versteht es aber auch mit den Erwartungen ihres Publikums zu spielen: >Stop me if anything of this sounds familiar<. Alle wissen Bescheid. Als Gandhi der globalisierungskritischen Bewegung ist sie die Stimme der Leute: Sie sagt, was jene hoeren wollen. Fuer Feinheiten fehlt manchmal die Zeit, das Feingespuer. Am zweiten Abend endet sie ihre Saetze mehrfach mit >Jetzt versteht ihr, warum ich in Deutschland fuer mein neues Buch soviel Kritik von der neoliberalen Presse einstecken muss.< Die taz jetzt auch neoliberal?

Als >Mutter der Bewegung< [FAS] ist Klein nicht nur zugaenglich und populistisch, sondern auch paradox. >I want health care and shopping.< Sprich: Sozialstaat und Kapitalismus. >Die Doppelmoral in Person<, zischt ein Zwischenrufer im Festsaal Kreuzberg. >Wie waere es mit Kommunismus pur?<, fragt ein anderer. Als die Veranstaltung endet, ruft eine junge Frau, als waere es eine Beleidigung, einfach nur: >Dussmann!< Da hatte Klein am ersten Abend gesprochen und u.a. gesagt, dass sich die Dussmann-Gruppe am europaeischen Katastrophen-Kapitalismus-Komplex beteiligt. Irgendwie wirkte die Kanadierin an beiden Abend jeweils halb fehl am Platz.

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