Musikalische Volksgemeinschaft

Es gehoert zum Wesen und Kultur und Kunst, dass man experimentieren muss. Experimente kann man notfalls etwas kalkulieren, der Ausgang aber soll offen gestellt bleiben. Heute experimentiert man an Kultur, Kunst und Kind, das Ziel und Ergebnis stehen aber schon fest. Ob es es sich um die Initiative Jedem Kind ein Instrument im Ruhrgebiet handelt oder Primacanta in Hessen.

Das Experiment richtet sich nicht auf Kultur, sondern auf den Menschen. Essen wird Kulturhauptstadt, also werden Kinder im wahrsten Sinne des Wortes zum Feiermaterial instrumentalisiert.

In Hessen waermt man die 50er Jahre wieder an und faehrt im Spruch- und Fahrwasser eines Felix Oberborbeck, der an der paedagogischen Hochschule Vechta ab 1949 das Ziel ausgab, dass ganz Friesland singen muesse. Warum auch nicht. Damals war alles ideologisch noch straff gefuehrt und die Volksgemein- schaft immer wieder zu begruenden. Das interessiert heute niemanden mehr. Heute muss gesungen und gespielt werden, genau bestimmt zu einer praezisen Zeit; die Lernpsychologie wird da in Anschlag gebracht, denn das postbraune Gestammle des >Oberfelix< geht natuerlich nicht mehr. Eine ganze Latte an hochrangigen Professoren haben angeblich an Primacanta geschraubt. Menschliches Musikverstaendnismaterial soll da in grossen Mengen produziert werden. Nimmt man es genau, handelt es sich um neue Formen der Massensuggestion und -manipulation, um musikalische Experimente am Menschen. Es geht nicht primaer um Musik, sondern um weitere Versuche ihrer Dienstbar- machung im seligen Klang der aufgeklaerten Welt. So droht von der einen Seite die Kulturindustrie, waehrend auf der anderen die neuen paedagogischen Menschenverbieger ihr ungeheuerliches Werk in Gang setzen - wahrscheinlich, ohne es selbst zu wissen.

5 Kommentare zu “Musikalische Volksgemeinschaft

  1. Ich hätte da mal wieder ein paar Fragen.
    Herr Hufner, Sie scheinen doch den Überblick zu haben, denn Ihre Formulierungen , die vor dem absoluten kulturellen und musikalischen Supergau warnen, lassen wohl kaum etwas an Klarheit vermissen.
    So möchte ich Sie denn fragen, wie Sie es denn gerne hätten, oder wenn es nicht zu vermessen erscheint, wie es bei Ihnen mit eigenen Ideen steht?
    Sind sie gar der Meinung, dass wir schleunigst den Kindern im Ruhrgebiet, die, an der von Ihnen beschriebenen Seuche des falschen Musizierens, da es von den falschen Leuten gefördert, gefordert scheint, leiden, die Instrumente wieder wegnehmen?
    Welche Art der musikalischen Förderung stellen Sie sich vor, um der musikalischen Falscherziehung und “Massensuggestion” , die nur von braunem Gedankengut herrühren kann, zu entkommen?
    Herr Hufner, was kann Ihrer Meinung nach getan werden kann, um den Spätfolgen eines solchen musikalischen Experiments zu entgehen. Was kann man tun, um der von Ihnen diagnostizierten Volksverdummung per Musik zu entkommen, damit man sicher sein kann, wenn man singenden Menschen begegnet, dass Sie nicht die falschen Lieder singen?

    Vielleicht sind aber auch unter denen, die eines Tages die richtigen Lieder singen, solche, die sich nur verstellen und in Wirklichkeit braune Schläfer sind, die bei passender Gelegenheit zuschlagen wollen, um dann völlig Hemmungslos und in aller Öffentlichkeit Freude an Musik zelebrieren wollen.
    Wehret den Anfängen?
    Rettet Deutschland vor der falschen Musik?
    In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir eines fernen Tages in Deutschland den richtigen Ton , oder sogar die richtigen Töne treffen
    Hermann – J. Stumm

  2. Wie klar muss ich denn noch werden? Von mir aus können die doch alle singen was und wie viel sie wollen. Und von mir aus sollen die Ruhrgebietskinder gruppenmusikalisch durch den Klangschlauch gedreht werden.

    Wen interessiert das? Ein paar werden das mit Gewinn durchmachen, der Rest ist dann brauchbar gemacht für jeden noch so miesen Musikunterricht in der Schule.

    Die braunen Klänge sind weniger braun als allgemein mit unmenschlichem Verhau gruppiert. Dem der Machbarkeit, der unbegrenzten Steuerbarkeit. Etc. pp. Höre sie Dir doch an dort http://www.nmz.de/taktlos/2008/takt125.shtml

    Ich war zum Teil erschüttert. Und nicht nur, weil für mich Musik definitiv etwas anderes bedeutet.

    Nicht wehret den Anfängen, sondern lasst mal einen Anfang zu, der dann auch ein Anfang wäre – nicht ein Fang nur.

  3. Danke für den Link!
    Ich verstehe Ihre Haltung nun wesentlich besser.
    H.-J. Stumm

  4. Pingback: China man

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