Eine Art Jesus-Figur – das war Jimi Hendrix. Er war von Gott gesandt und musste fuer die Suenden der Menschen sterben. Darueber hinaus war er ganz im modernen Sinne eine Art von Lichtgestalt, die Wunder vollbringt, die von Menschen dafuer angehimmelt wird. Ein Star.
Die Kulturwissenschaftler Rainer Hoeltschl und Klaus Theweleit zeigen in ihrer Jimi Hendrix-Biografie, wie modern diese Sicht ist, wie genau sie nicht nur Hendrix erklaert, sondern auch die Zeit, in der er lebte. Und darin liegt auch die Staerke des Buchs: Die Verbindung von Biografischem und Historischem laesst das Portrait einer Gesellschaft im Werden entstehen.
>In den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurden alle aesthetischen Regeln des so genannten Abendlands aufgeloest; manche nur voruebergehend, andere dauerhaft. Das Gleiche geschah mit den Formen des Zusammenlebens, den Formen der Liebe, es geschah oeffentlich, und es geschah in technisch-medialen Verkopplungen.< Hendrix ist Katalysator dieses historischen Moments. England wird das grosse Sprungbrett fuer seine Karriere. Dann nimmt er die USA im Sturm, produziert auch dort Nummer-Eins-Hits, spielt in ausverkauften Konzerthaeusern und -hallen. Sein Hoehenflug wird von der Mafia, vom FBI und von Groupies begleitet, aber auch von Massen, die befluegelt von der Musik und ihren befreienden Lyrics aufgebrochen sind in eine neue AEra. Black Power und Proteste gegen Vietnam liefern die Begleitmusik. Auf dem Hoehepunkt angekommen, ist Hendrix nicht nur weltberuehmt, sondern auch fertig mit der Welt: ein Drogenwrack. Die Jesus-Figur wird aus Reinigungszwecken geopfert. Einer, der wie Hendrix die Revolution angefuehrt hat, muss sterben, damit sich die Gesellschaft, die ueber ihre Grenzen hinaus geschritten ist, normalisieren kann. Der Mann ist zu diesem Zeitpunkt gerade mal 27 Jahre alt.