Mit dieser Musik im Kopf

Sonnenbaden an einem schwarzen Strand der Galapagosinseln. Sandaufwirbeln bei einer Ballonfahrt ueber den Boden des atlantischen Ozeans. Schlafwandeln in einer Nacht aus Blei. Hanno Leichtmanns >Nuit Du Plomb< bringt die weichen Knochen des Fortschritts zum Schwingen, versetzt die Fantasie in Bewegung. Sein Old-School-Ambient bietet griffige Klangkonfigurationen, ohne auf den noetigen Drall der Abstraktion zu verzichten. Flaechig, kreisend, surrend wird das sonorische Gewebe manifest, nistet sich im Ohr ein und formt darin eine Klangskulptur, die dem Organ schmeichelt, die Erinnerungen wachruft an Dinge, die man nie erlebt hat, die den Koerper, mit dem Raum, den der Sound multidimensional ausfuellt, eins werden laesst. Mit dieser Musik im Kopf moechte man lesen, was Hans Henny Jahnn der Nachwelt hinterliess: >Die Nacht aus Blei<. Der auch als Orgelbauer und Musikverleger taetige Schriftsteller hatte mit seiner Erzaehlung aus dem Jahre 1956 auch schon einige vor Leichtmann inspiriert: Hans-Juergen von Bose Mitte der 70er Jahre oder Asmus Tietchens in den 90er Jahren. Doch was der Berliner Komponist aus der literarischen Vorlage gemacht hat, sollte nicht bloss als Musik, die Dichtung begleitet, abklassifiziert werden. Nein, sie sollte definitiv auch jenseits der szenischen Lesung gehoert werden. Mindestens auch beim Sonnenbaden an einem schwarzen Strand der Galapagosinseln. Der ein oder andere koennte mit dieser Musik im Kopf jedenfalls Berge versetzen. Vielleicht auch im >wirklichen< Leben.

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