Minima Moralia

Wie durch einen Zufall geschah es heute, dass ich ploetzlich und gaenzlich unerwartet direkt vor der Eingangstuere des Philosophicums der Universitaet Potsdam zu stehen kam. Es war zu, aber das Gebaeude? Der Hammer.

Es ist, als ob mich da ein ungeheurer Sog hineinziehen wollte. Wer also unterrichtet in Potsdam. Es ist der Christoph Menke, vom dem ich ein Buch zu lesen suchte vor gut 15 Jahren, welches ich einfach nicht kapierte. Trotz des tollen Titels: Die Souveraenitaet der Kunst. Menke, das war einer! Damals so wie Fruechtl [Mimesis], der auch so einer war oder die Thyen [Negativitaet]. Tolle Typen der Philosophie. Und im Hintergrund der ueberschaetzte Honneth.

Der Menke ist also in Potsdam und macht in Aesthetik, wenn ich es richtig gelesen habe. Aber auch sonst machen die da Interessantes wie Medizin-Ethik oder Philosophische Anthropologie. Und einer macht ein Seminar ueber Adornos Minima Moralia. Da passt ja ploetzlich alles zusammen. Heute gab es zum Frueh-Kaffee, >Die Gesundheit zum Tode<. Darin die folgende, so sehr beissende Formulierung: >Diagnostizieren laesst die Krankheit der Gesunden sich einzig objektiv, am Missverhaeltnis ihrer rationalen Lebensfuehrung zur moeglichen vernuenftigen Bestimmung ihres Lebens. Aber die Spur der Krankheit verraet sich doch.< >Sie sehen aus, als waere ihre Haut mit einem regelmaessig gemusterten Ausschlag bedruckt, als trieben sie Mimikry mit dem Anorganischen. Wenig fehlt, und man koennte die, welche im Beweis ihrer quicken Lebendigkeit und strotzenden Kraft aufgehen, fuer praeparierte Leichen halten, denen man die Nachricht von ihrem nicht ganz gelungenen Ableben aus bevoelkerungspolitischen Ruecksichten vorenthielt. Auf dem Grunde der herrschenden Gesundheit liegt der Tod. All ihre Bewegung gleicht den Reflexbewegungen von Wesen, denen das Herz stillstand.< Das war der Potsdamer Hammer von heute! Zusammen mit dem Hammer schlechthin, dort. Hammer!

2 Kommentare zu “Minima Moralia

  1. Menke ist super; er hatte gemeinsam mit Carl Hegemann (ein Dramaturg) an der Volksbühne eine Theorie-Revue-Serie namens Radwechsel der geschichte; die beiden haben sich hervorragend ergänzt, wie die beiden Zwillinge aus Twins
    http://de.wikipedia.org/wiki/Twins_%E2%80%93_Zwillinge
    Der Zufall will es, dass ich neulich das von Dir angesprochene Buch ebenfalls wieder in die Hand genommen habe, weil mich die scheinbar unvereinbaren Positionen von Derrida und Adorno, die darin auf Ästhethische Erfahrung hin gegengelesen werden, interessierten.
    Ausserdem bin ich neulich wieder über Menkes Projekt zu Menschenrechten gestolpert: Er ist ja Direktor von einem Institut, das sich auf diesem Gebiet engagiert. Alles in allem irgendwie auch ein Hammer, oder?

  2. Absolut. Es war schön, ihm fast nah gekommen zu sein – so unerwartet.

    Bei mir ist das alles ja viel banaler: Man macht sich Vorstellungen davon, wie sieht er aus, wie denkt er wenn er geht. Gehört dem der riesige Schuppen des Philosophicums. Wie denkt man in Sanssouci?

    Wo doch so viele Philosophen mittlerweile im Großraumbüro denken müssen.

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