Mikrokosmos im Schlepptau

So ganz ins kalte Wasser wollte ich damals auch nicht springen und mich voellig allein in die >weite Welt< begeben. Berlin also: gleichzeitig nah genug und weit genug weg von Zuhause. Hier gab es schon viele von meiner Sorte - die Pritzwalker.

Ist ja auch irgendwie schoen, wenn ein Teil von zu Hause, in Form eines alten Bekannten, nur ein paar U-Bahn Stationen weiter zu finden ist. Mit der Zeit wurde mir dann aber das Ausmass der Massenwanderung bekannt. Und so traf ich immer haeu- figer Leute, die ich schon mal in der Kleinstadt gesehen hatte.

Und jedes Mal ertappte ich mich, wie ich zu mir selber sagte: >Der wohnt jetzt auch hier in Berlin? Das gibt’s ja nicht.< Zum einen ist es ja ganz schoen ein >gewohntes< Umfeld zu haben. Andererseits kann es aber auch recht anstrengend sein. Denn wollte man nicht eigentlich weg von alledem? Weg von dieser kleinen versteckten Art der Ueberwachung? Denn auch in einer anonymen Grossstadt wie Berlin bleibt nun nichts mehr im Verborgenen. Da erfaehrt man dann eben, dass der oder die da und dort mit dem und dem in einem Zustand gesehen wurde, also wirklich stell Dir das mal vor! Ich halt mich manchmal schon zurueck mit Aktionen und schau mich immer genau um, ob nicht jemand aus der Heimat gerade in der Naehe ist, um dann zu tratschen. Mir kommt es so vor, als waere der Mikrokosmos mit mir umgezogen. Besonders wenn ein >Verstossener<, jemand der in eine andere Stadt gezogen ist, zu Besuch ist, wird mir das Ausmass bewusst. Ich ertappe mich dabei, wie ich das >Neueste< voller Hingabe erzaehle. Genauso schnell holt man mich dann wieder runter mit dem Satz: >Ein Glueck, dass ich aus dem Sumpf raus bin.< Ein Glueck ja. Aber wollte ich das nicht auch?

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