Mehr geben!

Mein erstes Aquarium entdeckte ich, als ich ein Kind war: Ich hatte eines zu Hause. Ich erinnere mich daran, dass es mich amuesierte. Ich habe eine kleine Anekdote darueber zu berichten. Mein Papagei ertrank in dem Aquarium, waehrend er die Fische beobachtete, die darin waren. Dieses Aquarium zu Hause zu behalten, machte mich danach natuerlich sehr ungluecklich. Ich war immer beeindruckt von Wasser in der Natur, Wasser, das uns beruhigen aber auch beaengstigen kann.

Heute habe ich kein Aquarium und ich bin nicht wirklich versessen darauf, weil ich denke, dass Aquarien eine Atmosphaere herstellen, in der man sich ein bisschen wie an einem anderen Ort fuehlen kann, es ist nur ein Ersatz fuer ein reizvolles Leben am Meer. Obwohl es aesthetisch wirklich sehr schoen aussehen kann in gewissen Raeumen.

Ich beziehe mich nicht auf Architekturtheorien, die das Aquarium als einen heimischen Ozean sehen, obwohl ich verstehe, dass der Gedanke eines Ozeans zu Hause auch ein Versuch war, die Luft- und Wasserwelt naeher zusammenzubringen – eigentlich die zwei Hauptbestandteile dieser Erde. In meinem kuenstlerischen Schaffen, das sich mit Wasser beschaeftigt, habe ich den Drang, die Macht des Wassers hervorzuheben. Macht, die endlos ist, die fuer immer anhaelt. Ein Aquarium versucht die Macht des Wassers zu kontrollieren und ausser Kraft zu setzen, indem es durch den glaesernen Behaelter begrenzt wird.

Das ist einfach eine anderer Weg des Menschen, sich maechtiger zu fuehlen als Wasser. In meinen Arbeiten denke ich nicht an Wasser als eine begrenzte Menge sondern, im Gegenteil, als Energie, die fuer immer andauert obwohl sie sich veraendert. Von einem gewissen Standpunkt aus, sehe ich uns als eine offene Struktur, die Energie annehmen kann, in diesem Falle Wasser, und sie dann verteilt.

Ich habe mich gefragt, wie der Mensch in Beziehung zu Wasser steht und wie Wasser zu uns. Ich interessierte mich fuer Wasser als eines der Grundelemente, neben Aether, Feuer, Luft und Erde. In meiner Arbeit >Die Suche nach dem richtigen Mass< begann ich mit dem wissenschaftlich nachgewiesenen Fakt, dass 72 Prozent des menschlichen Koerpers Wasser sind. Mein Koerpergewicht betraegt 55 kg, das bedeutet, dass mein Koerper 39,6 Liter Wasser enthaelt. Ich wollte genau diese Menge an Wasser mit einem Publikum teilen. Ich habe berechnet, dass diese Wassermenge in 198 Glaeser mit 2 dl passt. Jeder Zuschauer konnte Wasser trinken und ich fuellte ein anderes Glas um die Menge konstant zu halten. Ich fuellte das Wasser aus einem 155,7 m langen Rohr, das stetig 39,6 Liter beinhaltete. Der einzige Grund dafuer, dass ich meine Arbeit auf meine Massangaben beschraenkte, ist mein Ausgangspunkt: Wir geben nicht mehr als wir koennen. Bezueglich darauf, kann ich nicht mehr Wasser in meinem Koerper haben als mein Koerper beinhaltet. Ich wollte folgendes betonen: waehrend wir geben, was wir haben, verlieren wir nichts, weil wir eine unendliche Energie haben, das alles zurueck zu gewinnen und unsere Kraft zu behalten. Ich spreche von endloser Inspiration, Staerke und Kreativitaet, die jeder von uns in sich traegt. Und von Leben, das immer existiert. Wir sollten keine Angst vor dem Geben haben, denn umso mehr du gibst, desto mehr hast du. Der Wasseranteil im menschlichen Koerper und auf dem Planeten Erde haben etwas gemein. Es gibt 72 Prozent Wasser auf der Erde. Das ist eine Regel der Natur und das ist uns manchmal nicht bewusst. In meiner Arbeit konzentriere ich mich auch auf die Dinge, die nicht separat existieren koennen. Mein Koerper wuerde nicht atmen ohne Wasser in ihm, genauso wie die Welt nicht funktionieren wuerde ohne Wasser. Ich beobachte auch Dinge, die einander durchdringen wie Mikrokosmos und Makrokosmos, Zeit und Raum, Menschen und ihre Umwelt. Die Arbeit mit der ich mich zurzeit beschaeftige heisst >Nicht zerstoerbar = Ewigkeit< und basiert auf dem wissenschaftlichen Gesetz ueber Energie, die nicht verloren geht. Ich arbeite wieder mit Wasser, dieses Mal in einer Wassermaschine und das Publikum ist eingeladen, das Wasser in die Maschinen zu giessen und zu versuchen, das Salz darin zu loesen. Nach der Verdunstung des Wassers, wird die Salzmenge die gleiche sein. Ich glaube daran, dass Energie konstant ist. Material ist nur eine Form von Energie in jenem Moment. Energie ist grenzenlos; sie veraendert nur ihre Form. [Anm. d. Red.: Die Verfasserin des Textes ist Kuenstlerin und lebt und arbeitet in Serbien. In ihrer Arbeit setzt sie sich intensiv mit dem Thema >Wasser< auseinander.]

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