Medienkunst erledigt? Antwort #10

Kunst, unverbindliche Medientheorien und Kritik der Massenmedien zu appropriieren, Kunst, Zentren fuer Kunst und Medien zu leiten, Kunst, betrunken ueber Alan Turing zu trauern, Kunst, ein Paar Podiumsdiskussionen modischer Philosophen zu veranstalten, Kunst, sich von der Berliner Polizei das Kabel durchschneiden zu lassen, Kunst, Photoshop-Kollagen auf Kunstmessen zu verkaufen, Kunst, Programmierer auszunutzen, Richtlinienantragstellungskunst, Geile-Visuals-Kunst, Gesellschaftswerteinfragestellungskunst, also, Medienkunst ist erledigt, oder sagen wir lieber >vergangen<. Medienkunst aber, sagt Peter Berz, sind altgriechische Tempel, denn in deren Saeulen speichert sich die Sonne des unseren Griechenlands... Goettliche Biene Ana Ofak bringt edlen Nektar.

Bild: Norbert Bayer

Das Buch der Buecher heisst >Medien vor den Medien<, Wilhelm Fink Verlag, 2007. Dort gewaehrt uns die Herausgeberin den Blick in einen Kristall. Dieses Kristall ist Berlin. Der empfohlene Lesebezirk: Museumsinsel, Kolonnade sowie bewachsene Nachbarschaft um die Alte Nationalgalerie. Das Buch beschenkt uns mit Texten der jungen Generation von Wissenschaftlern und Philosophen unseres Spree-Athen. Im Musenhain, am Quell des Wissens begegnen wir den in eine Tetraktys geordneten Tiere: Kittler [Dichtung], Wildgruber [Tragoedie], Carle [Musik], Meynen [Mathematik], Hoersch, Lohmann [Oekonomie], Khaled, Velminski [Mechanik], Berz [Architektur], Kursell, Moore [Akustik], Ofak [Optik]. Optik, die wir als eine Wissenschaft der Sicht, des Gesichtssinns und des Sehstrahls neu kennenlernen.

Ana Ofak: >Das, was Aristoteles schlicht das Durchscheinende [to diaphanes] nennt, eroeffnet die Sicht auf Naturerschei- nungen. Er platziert das Durchscheinende in den eingescho- benen Zwischenraum zwischen die Lichtquelle und das wahrnehmende Auge, in das, was er Dazwischen [to metaxy] benennt. Dieser Einschub garantiert ueberhaupt erst die Uebertragung von optischen Signalen.< Mit Gerald Wildgruber fahren wir zum Grabe Friedrich Hoelderlins!!! Martin Carle erkennt im to metaxy das akustische SEIN, erklaert uns die altgriechische Musiknotation mit Supercolider und ermoeglicht uns enharmonisches Singen altgriechischer Hymnen und vieles mehr: >Die Moderne ist ein Missverstaendnis ihrer Medien. Jenseits jeden Antimodernismus steht eine zeitkritische Superposition: ENIAC NOMOI.<

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