So war’s: McDeutsch in Gießen

An drei Tagen trafen sich in Gießen WissenschaftlerInnen aus Deutschland, Asien, Südeuropa und dem anglo-amerikanischen Sprachraum, um über das Netz der Kulturen und die Kultur der Netze zu debattieren. Krystian Woznicki hat das Berliner Gazette-Projekt McDeutsch vorgestellt.

Ein feines Netz liegt über dem Hauptgebäude der Justus-Liebig-Universität Gießen. Grün und engmaschig. Es flattert leicht, wenn der Wind weht. Das Netz markiert das Gebäude als Baustelle, es könnte aber auch als Verkleidung wahrgenommen werden, speziell installiert für die Tagung “Web as Culture”. Hier wurde Sprache als ein Netz von globalen Beziehungen begreifbar und das Internet als die gegenwärtig am weitesten entwickelte Infrastruktur, um diese Beziehungen zu entfalten.

Über diese Dinge ließ sich sprechen, natürlich in den stickigen Tagungsräumen, jedoch besser noch im Gutter. Was im Englischen für Regenrinne steht, ist ein Fachbegriff, welcher den Raum zwischen den Panels eines Comics bezeichnet. Der Comic trug am vergangenen Wochenende den Untertitel “Ethnographische, linguistische und didaktische Perspektiven” und besonders anregend und ergiebig waren die Auseinandersetzungen und Gespräche zwischen den einzelnen, weitgehend stark formatisierten und standardisierten Tagungsbeiträgen. Genauer gesagt: in den Pausen. Auf dem Flur, im Cafe, im Restaurant. Aber auch im Zug, wo man sich zufällig trifft, auf dem Rückweg, oder bei der Weiterfahrt, je nachdem.

Eine Romanistin (siehe Bild ganz unten), die u.a. zu Wolgadeutschen in Argentinien forscht: Menschen, die aus Deutschland nach Russland und später nach Südamerika zogen und die noch immer eine Spielart des Deutschen verwenden. Eine Juniorprofessorin aus Rostock, die als Anglistin Korpuslinguistik am Beipiel von Zeitungen betreibt. Eine Französisch-Professorin aus Rom, die sich für Sprachpolitik und die Problematik der Nation interessiert.

Deutlich wurde: McDeutsch thematisiert all das. Wie können wir das Nationale (dafür steht nicht zuletzt die Sprache) heute neu denken und modellieren? In einer Zeit, in der es unmöglich geworden ist etwas auszublenden, was das Nationale überhaupt erst zur Konstitution verhalf, seinerzeit im ausgeblendeten Zustand: das Globale.

Anm.d.Red.: Die Fotos entstanden bei der Tagung “Web as Culture” in Gießen.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.