Magical History Tour

Michael Jackson werde ohne Gehirn begraben, hiess es kuerzlich in den Medien. Man wolle sich noch etwas laenger mit dem Brain des King of Pop beschaeftigen, koenne mit dem Begraebnis aber nicht so lange warten. Man wolle Jackos Hirn ausleuchten, um Klarheit zu schaffen, alles darin werde zu Tage treten. Hmm, vielleicht auch jene Filme, die er in seinem Leben sah und die ihn wie wohl kaum etwas anderes zu gebauten Luftschloessern a la Neverland Ranch inspirierten? Filme schlummern im Gedaechtnis. Man guckt sie, der Reihe nach, manchmal wie am Fliessband, speichert sie irgendwo, meistens in einem Ordner ohne Dateinamen.

Auch ich wuerde dieses Irgendwas im Irgendwo gerne ausleuchten. Weil ich wissen will, was alles von mir mehr oder weniger bewusst prozessiert wird. Karl Sierek forderte mal, Filme solle man reflexiv aufarbeiten. In diesem Sinne habe ich dieses Jahr angefangen, eine Liste mit gesehenen Filmen zu fuehren. Inzwischen stehen fast 100 Filmtitel auf dieser Liste. Als ich diese Liste neulich einem Freund zeigte, merkte ich: Fast jeden zweiten Tag ein Film. Das ist erschreckend. Speziell die Vorstellung, sich einer solchen Vielzahl von Daten ausgesetzt und kaum die Gelegenheit zur Verarbeitung gehabt zu haben. Schreiben ist ein Loesungsansatz. Ein anderer: Filme ein zweites, drittes Mal gucken.

Kein Ort ist in Berlin besser dafuer geeignet als das Arsenal. >Magical History Tour< heisst dort eine Reihe, in der die Filmgeschichte nach ausgesuchten Schwerpunkten aufgerollt wird. Ich schaute neulich u.a. >Bonnie & Clyde< und >Taxi Driver<. Beides Filme, die man sofort mit Bildern in Verbindung bringt. Kultfilme, die man schon haeufiger im Heimkino gesehen hat, oder ueber die man schon so viel gehoert hat, dass man glaubt, sie gesehen zu haben. Ich kannte bereits beide. Erschreckend musste ich jedoch feststellen, wie mangelhaft mein Speicher ist, wie sehr das Gespeicherte ueberformt ist von den Klischees, die via die Zirkulation von Informationen in den Massenmedien entstehen. Das Wiedersehen war wie ein erstes Mal.

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