Le 14 Juillet: Im Geist der Revolution

Liebe Berliner Gazette: erlaubt mir, den Glueckwunsch-Eintrag ins Logbuch zum Anlass zu nehmen, Euch an eine kurzlebige Zeitschrift zu erinnern, mit der Ihr den revolutionaeren Geburtstag teilt. Am 14. Juli 1958, einundvierzig Jahre bevor fuer die Berliner Kulturschaffenden die >sexy times< der Berliner Gazette begannen, nutzte ein Kreis Pariser Intellektueller die Gunst des quatorze juillet fuer eine Gruendung gleichen Namens: Le 14 Juillet. Unter widrigen Umstaenden aber mit etwas Geld von Giacometti und Matta erschienen drei Ausgaben, die heute leider kein Mensch mehr kennt.

Selbst hier in Paris nicht, wo es angesichts der aktuellen politischen Entwicklung gleichwohl hilfreich waere, es wuerde sich dieses 14 Juillet und seines anti-autoritaeren Impulses erinnert. [Seit 1990 existiert bei Seguier wenigstens ein Nachdruck, der solche Erinnerungsarbeit erleichtert]. Le 14 Juillet wurde vom Gallimard-Lektor Dionys Mascolo und dem Surrealisten Jean Schuster initiiert, von Andre Breton, Marguerite Duras, Claude Lefort, Elio Vittorini und zahlreichen weiteren Autoren begruesst und verstaerkt.

Man wehrte sich in polemischen Texten gegen den autoritaeren >Heilsbringer< Charles de Gaulle, der wenige Wochen zuvor mit viel Staub und Applaus [wieder] an die Macht gekommen war. >An einem gewissen Moment des Zeitgeschehens wissen wir, dass wir uns zu verweigern haben<, beschrieb Maurice Blanchot in der zweiten Ausgabe des 14 Juillet die Reaktion des Freundeskreises. Vielleicht sind kritische Zeitschriften – und Mini-Feuilletons – auch das: Freundschaften im Nein. In diesem Sinne: Herzlichen Glueckwunsch!

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