Kleben geblieben

Die Provinz ist ein Ort, der eigentlich nur eine Bewegung kennt: Raus! So geht es zumindest den meisten, die im sogenannten Hinterland aufwachsen – sie wollen bloss weg. Was aber, wenn man mit dreissig die heissgeliebte Grossstadt mitsamt ihren Unsicherheiten wieder verlassen muss, weil im Heimatkaff ein guter, festbezahlter Job wartet? Das ist das Problem von Jan, dem Hauptdarsteller in George Lindts Roman Provinzglueck.

Er denkt die ganze Zeit darueber nach: Gehe ich, oder gehe ich nicht? Sein Leitsatz: >Ich liebe den Geruch von frisch geschnit- tenem Gras<. Ist ja auch klar. Bei Provinz denkt der Berliner an >Provence<, an laue Sommerabende und Rotwein auf dem Marktplatz. Und Lindt bedient die kollektive Vorstellung der Grossstaedter von der Provinz als einen Mix aus Idylle und Langeweile. Die Realitaet der Gegenwartsprovinz bleibt in diesem locker-fluffigen Roman in Folge dessen auf der Strecke.

Obwohl der Autor selbst aus der Provinz kommt, bleibt er an den gaengigen Klischees ueber eben jene kleben. Er gibt sich lieber popliterarisch als realistisch. Frei nach dem Motto: >Jetzt singe ich gerade bei einem Tocotronic-Song mit<. Bei Lieblingslied Records ist nun eine aufwaendige Hoerbuch-Box erschienen, auf der Christian Ulmen den Roman einliest. Ganz nett fuer raue Oktobertage, an denen man verschnupft im Bett liegt.

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