Kein Migrationsweg scheint mehr heilig

Ich bin ueberzeugt davon, dass wir Orte auf Klischees basierend konsumieren. An jeden Ort bringe ich meine eigenen Ideen mit, und meistens suche ich ihre Bestaetigung. Manchmal laufe ich einfach die Strasse entlang und werde brutal mit der Realitaet konfrontiert. Ich liebe das. Ich setzte mich in ein Cafe, oeffnete meinen Laptop und schrieb los: >Die Entfernung benoetigt keine physikalische Realitaet…<, ich wollte ueber Abstaende zwischen Disziplinen sinnieren. Darueber hatte ich zwei Tage lang nachgedacht. Aber gluecklicherweise hoerte ich in dem Moment eine Stimme:

>Was schreiben Sie da?< und ich fand mich mit fuenf US-Amerikanern [aus Delaware und New York], die in Vilnius als Bauarbeiter [10 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche] arbeiteten und das Wochenende in Palanga verbrachten, wieder. Kein Migrationsweg scheint mehr heilig. Muss ich meinen Warschauer Freund erwaehnen, der vor ein paar Jahren in New York mit einem Presslufthammer arbeitete? Sie beschlossen, etwas in mein Tagebuch zu schreiben [unveraenderte bzw. nicht vorhandene Interpunktion]: >Als Amerikaner schaeme ich mich dafuer, wie dick wir sind. McD. Burger King und Taco Bell bringen uns um. Als eine Nation sollten wir uns unsere Kultur anschauen, in der Zeit zurueckgehen und erkennen, dass wir uns nicht von den Menschen auf der anderen Seite des Ozeans unterscheiden.

Die Bauarbeiter weiter in meinem Reisetagebuch: >mir fiel auf, dass sich die Leute dort nicht so hetzen, sie geniessen eine Mahlzeit, reden gerne und essen gesund. sie essen nicht schnell und leben kein schnelles Leben sondern schalten einen Gang runter. halt an und geniesse eine Tasse Kavine. In der Vergangenheit waren wir vom Meer getrennt aber es gibt keine Grenzen zwischen Freunden< und [ein Gedicht, aber nicht in Verse unterteilt]: >Here I am in Lithuania 5000 miles away. I have no place to stay. I am here to finish them to make everything O.k. Because of the rain it is going to take another day, Oh – My God. I hope am home on Christmas Day<. [Anm. d. Red.: Der Text ist waehrend des Transient Spaces Summercamps entstanden. Die Reihe wird in loser Folge in der Rubrik Reisen fortgesetzt.]

2 Kommentare zu “Kein Migrationsweg scheint mehr heilig

  1. Finde ich auch interessant, aber richtige Migranten sind die Amis ja eigentlich nicht. Sie können zurückgehen. Ziemlich Luxus.

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