Im Wortsinn

Film als Kunst registriere ich den Buchtitel, aber lesen will ich das Ganze nicht. Theoretisches und philosophisches Schreiben ist dem Kunstschaffen nur bedingt zutraeglich – mit Ausnahme des Kuenstlerphilosophierens, ueber das sich eine Ausseinandersetzung zum kuenstlerischen Arbeiten entwickeln laesst. Texte von Allan Kaprow oder Richard Serra empfinde ich als weitaus sinnstiftender als jene von professionellen Denkern und erst recht von den sogenannten Medientheoretikern, die ich dennoch immer wieder zur Hand nehme, um von ihnen kunstpraxisfoerdernde Denkinitiativen zu erhalten.

Ueber die Strukturen des Films eine Kunstform weiter bilden: sich an seinen Bildmitteln berauschen, die einerseits eine geschlossene Historie und Formwelt bilden, die stets neue Impulse entwickelt und sich Diskurse erschliesst: dem eigenen Kunstschaffen ueber das Kunstferne zu initiieren. Film ist abseits der Kunst. Die Filmkamera nimmt die Realitaet eines Ortes wahr und oktroyiert ihr eine Geschichte auf. Film als Erzaehlform behauptet, der Ort sei Teil des Geschehens und naehert sich der vorgefundenen Realitaet, indem auf ihrer Grundlage eine neue Realitaet geschaffen wird.

Kunst hat eine andere Praemisse. Sie benimmt sich als Teil der Realitaet. Sie fuegt sich in den Alltag als deren natuerlicher Bestandteil. Je nach politischer Tendenz operiert sie als gesellschaftlicher Verantwortungtraeger oder als kapitalistischer Warenwert. Ihre Rolle ist mit dem Urheber so eng verknuepft, dass das Geschehen in der Kunst keine neue Realitaet schafft, sondern der bestehenden eine Erweiterung verschafft. Das Neue ist nicht die Realitaet, sondern die erweiterte Wirklichkeit, als deren Bestandteil sie agiert.

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