Im Bastelfieber

Alles begann so gegen Ende 1997. Ich hatte gerade das Abi abgebrochen und den Grundwehrdienst hinter mir. Im Tintendiscounter Berlin arbeitete ich als Servicetechniker fuer Computer. Wie ich dahingekommen bin, ist mir bis heute selbst ein Raetsel.

Mein Arbeitsplatz war bedingt durch die damals kleine Flaeche des Ladens, die Kueche. Im Klartext heisst das, ich sass an einem Tisch mit Regal drauf direkt an der Spuele und schraubte fleissig an den Rechnern der Kunden herum. Der zweite Techniker hatte seine Arbeitsstaette in etwa 2.20 Meter unter mir – im Keller. Bei gerade mal 1,75 Meter Deckenhoehe und vermoderten Backsteinen sass mein Kollege ohne Tageslicht da, kuemmerte sich um seine Kunden und kam alle zwei Stunden kurz hoch zum Durchatmen. Die meist jugendliche Kundschaft titulierte ihn irgendwann nur noch als Dungeon Master, Bezug nehmend auf das seinerzeit populaere Computerspiel.

Nach etwa anderthalb Jahren im Tintenshop, umgeben von Refillpatronen, Tonerstaub und quietschenden Druckern, traf ich meinen heutigen Geschaeftspartner Joern Wolter wieder, den ich noch von der Bundeswehr kannte. Er war gerade mit einer dieser nutzlosen Fortbildungsmassnahmen fertig und stand vor der Frage, wie es weitergehen wuerde.

Wir entschlossen uns dazu, gemeinsam eine eigene Firma zu eroeffnen, die sich, wie sollte es anders sein, mit Computern, Tinten, Tonern und Service befassen sollte. Man suchte sich ein nettes kleines Ladenlokal mit angehaengten Werkstattraeumen an der Schoenhauser Allee, borgte sich von Bekannten das Startkapital und schon war am 29.07.1999 die Computer Future Agency [CFA] geboren.

Seit dem hat sich viel veraendert. Unser Schwerpunkt verlagerte sich immer weiter weg von vom Hardwaregeschaeft hin zu Mediendiensten. Mein erstes >grosses< Projekt damals war party2you.de, ein Hamburger Nightlifeportal. Und >damals< war das alles noch learning by doing, die Loesung fuer eine Aufgabe kannte man auch erst, wenn die Aufgabe anstand. Ich begann mich ernsthaft mit dem Thema Internet zu beschaeftigen. Ich studierte viele Buecher, probierte mich an der Umsetzung eigener Ideen und erkannte, dass bei all dem die Schnittstelle zum Menschen immer der wichtigste Aspekt bleiben musste. Programmierer haben naemlich allzu gerne die Angewohnheit, sich so in die Technik zu versteifen, dass das Ergebnis fuer den normalen Nutzer kaum noch zu gebrauchen ist. Zwischenzeitlich war ich nebenbei noch als Programmier beim Kulturserver taetig und entwicklelte unter anderem einen digitalen Shop, ein maechtiges Chatsystem [irgendwann gab es doch zu viele Optionen] und GeoMap, ein Navigationstool innherhalb des Kulturservers, dass auf der Generierung von Echtzeitkarten Deutschlands basierte. Ich war schon immer vom klassischen Basteln fasziniert. Es macht einfach Spass zu sehen, wie etwas entsteht und auch funktioniert. Als dann vor einigen Monaten Klaas Glenewinkel von Streamminister auf mich zukam und fragte, ob ich nicht Lust haette, das Remote Troubleshootingsystem [rts-5.de] zu entwickeln, war es fuer mich endlich wieder eine echte Herausforderung. Denn mein normaler Arbeitsalltag beinhaltet meist recht wenige Moeglichkeiten, etwas Fassbares zu entwicklen. Zwar koennte man das Programmieren von Software auch als Basteln bezeichnen, aber es fehlt einfach auch das greifbare Ergebnis, das man auch so wunderbar vorfuehren kann. Software ist halt weg, wenn man den Rechner ausmacht. Wie sieht meine Zukunft aus? Ich glaube, sie hat in diesem Jahr begonnen. Mit dem Umzug in neue Raeume hat sich CFA komplett vom Verkaufsgeschaeft abgewendet. Wir, das sind mittlerweile fuenf Leute und viele freie Mitarbeiter, widmen uns haupt-saechlich der Entwicklung von Loesungen fuer unsere Kunden. Ich persoenlich habe mich nicht festgelegt mit dem, was ich tue. Es macht mir eben Spass, neue Herausforderungen anzu-nehmen, und da spielt es keine Rolle, ob die Arbeit bis spaet in die Nacht geht. Ich habe meinen Traum zum Beruf gemacht und wuerde es jederzeit wieder tun. Carpe diem et noctem.

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