Selbstgekackte Scheisse

Wenn man einen Blick in die aktuellen Informationen aus der Hoelle der Neuen Musik wirft, dann fragt man sich, warum eine Institution wie die Ferienkurse fuer Neue Musik in Darmstadt ueberhaupt noch irgendeine Art von Bedeutung erzielen koennen.

Wenn man dann, wie Theo Geissler nachweist, einen Blick in die Historie wagt, der auf der einen Seite ernuechternd, andererseits wenigstens erfischend in Aktion und Reaktion wirkt. Da wurden noch Toene produziert: >In dieser ganzen Darmstaedter Affaere moechte ich schon lieber bei meiner eigene Meinung bleiben. Speziell zu Ihrer Darstellung moechte ich aber gern hinzufuegen:

Wenn Sie die Stirn gehabt haetten, mich und die F.A.Z. auf dieselbe Weise wie das ganze Darmstaedter Kurs- >Establishment< durch Ihre selbstgekackte Scheisse zu ziehen, dann haette ich die ganze Auflage per Muellabfuhr Ihrem Kasseler Verleger in die Wohnung karren lassen mit aufrichtigem >Gott zum Gruss< und einem herzlichen >Pfui Deibel<.[Friedrich Hommel]< Dann stand ich aber beim Abwasch und wuehlte meine Haende in gehaerteten Grilltropffetten und dachte bei mir, es sind doch nur Kurse, Ferienkurse fuer Neue Musik. Was will man denn da erwarten. Dass St. Ferneyough ueber einen komme. Dass das Ende erreicht ist, bevor es sich ueberhaupt abzeichnet? Medioker ist dann vieles. Vor allem man selbst.

Ich erinnere mich noch genau, wie ich Ende der 80er Jahre ein Konzert der Ferienkurse im Radio mitverfolgen konnte. Streichquartette von Volans, Riley und Cage. So meine Erinnerung. Und mir ging damals ziemlich auf den Zuender, dass das Quartett von Volans >White Man Sleeps< total ausgebuht worden ist. Das hat mich damals ernsthaft erschuettert. Darmstadt schien fuer mich der Ort der absoluten Selbstbeweihraeucherung, derjenigen >die es wissen< oder gerne >wuessten<. Der heilige Gral, da. Die Bundeslade der Neuen Musik? Als dann die Finger so richtig im Fett sich vollgesaugt hatten, sagte ich mir, was soll’s: Man muss ja nicht teilnehmen, auch andere Staedte haben Ferienkurse.

7 Kommentare zu “Selbstgekackte Scheisse

  1. Hallo !
    Wie!
    Was?
    Wo?
    Wer?
    Nee, wirklich?
    Is ja doll!
    Kann ja wohl nicht!
    Frechheit!
    Bla und Blubb und haste nich gesehen!
    Genau!
    Ist auch meine Meinung!
    Wovon?
    Weiss nicht!
    Ist doch auch egal.
    Wie das denn?
    Och nöh ne.
    Und du meinst?
    Ja, sicher!
    So wie damals?
    Genau.
    Wie bei der Sonate?
    Du meinst?
    Ja!
    Ursonate, kennste doch!
    Vom Kurt.
    Ich nehm an Schwitters?
    Richtisch!
    Und das haben die nicht ausgehalten?
    Ist ja wohl arm!
    So seh ich das auch.

    In dem Sinne, machen Sie sich keinen Kopf, die anderen tuen es ja auch nicht, wenn sie bei Dingen mitreden, für die sie selbst nie den Mut noch den Kopf gehabt haben. Musik oder Kunst kann niemals falsch oder richtig sein, man muss es nur manchmal aushalten, dass die Anderen eine andere Meinung haben können. Was schert mich die Meinung der Besserwisser und manisch Belehrenden.
    Hermann – J. Stumm

  2. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich Professor Hufners Text darum dreht, dass jemand meint Kunst könne gut oder schlecht sein. Ist der Text nicht vielmehr ein Anprangern der im-eigenen-saft-schmoren-institutionalisieren Zustände in Darmstadt?

  3. Ja, so hat das der professor sich gedacht. Die Neue Musik Szene(n) (auch im Plural) sind so etwas von schmorig.

    Aber wenn ich es genau besehe, ist das überall sehr ähnlich. Szenen müssen sich wohl abschotten, damit sie Szenen sein können. Meistens ist das ja auch kein Problem. Aber wenn eine Szene zugleich Funda-Mental von sich selbst als dem Medium der glücklichmachenden und sinnlich positiv herausfordernden Haltung ausgeht, die zugleich höchste Aktualität wie Zukünftigkeit für sich reklamiert (alle anderen sind doof!), dann hat es seine schlimme Bewandsamkeit zugleich.

    Hugh!

  4. Herr Professor Hupfner, das was Sie anprangern ist mir klar, dass Sie das aus Ihrer Sicht tun, setzt für mich jedoch voraus, dass auch Sie Ihre Entscheidung getroffen haben, was Sie für gut und richtig halten.
    Es steht mir nicht an Ihre Kompetenz in Zweifel zu ziehen, im Gegenteil, ich meine nur, dass Sie dem Ganzen zu viel Ehre antun.
    Meine Erfahrungen sagen mir, das was schlecht ist, ob nun Institution oder bloße Ideologie, demaskiert sich selbst und endet schließlich als Rohrkrepierer.
    Jede öffentlich Diskussion aber, gibt der Gegenseite neues Futter für ihr Selbstwertgefühl und läßt sie zum Bollwerk gegen Andersdenkende mutieren, so zeigt man ihr doch nur, dass sie noch bemerkt und beachtet wird.
    Hermann-J. Stumm

  5. Herr Stumm,

    Kompetenzen hin oder her, das spielt wenig mit hinein. Sehe ich die “Profis”, halte ich mich immer für komplett inkompetent. Ich weiß wohl, was ich für falsch halte, weniger, was ich für gut und richtig erachte.

    Ich würde Ihnen gerne zustimmen, dass das Kaputte sich selbst kaputt macht. Aber ich sehe das nur sehr selten.

    Wissen Sie, es ist eher doch so, dass die öffentliche Diskussion gemieden wird. Die einen sind beschäftigt, die andern es leid, den nächsten ist das egal, und wieder welche sagen sich: Mit denen rede ich doch gleich gar nicht.

    Manchmal verstehe ich das sogar. Aber besser wäre es trotzdem anders.

  6. Herr Professor Hupfner,
    danke für Ihre Antwort. Hatte mich anfänglich nur die Überschrift Ihres Artikels provoziert zu schreiben, so möchte ich Ihnen nun doch ohne jede Schmeichelei sagen, dass ich Ihre Ansichten durchaus teile.
    H.-J.Stumm

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