Heute um 20 Uhr: Weiche Macht

Kultur im Kommunismus, Kultur bei Anden-Voelkern oder Kultur im Mode-Kosmos: Immer wieder stiftet Kultur Gemeinschaft. Doch hat die Formel Kultur stiftet Gemeinschaft lediglich eine ideologische, ethnische oder konsum-kapitalistische Dimension? Gibt es einen anderen Begriff von Kultur, der in Folge dessen eine andere emazipative Form von Gemeinschaft stiftet? Eigentlich liegt es auf der Hand: Kultur ist mehr als das Vehikel einer politischen Propaganda-Maschine, mehr als der authentische Fussabdruck eines Volkes, mehr als Produkt einer gigantischen, weltumspannenden Industrie. Aber wie laesst sich dieses >Mehr< fassen?

Kultur steht nicht nur fuer Verbindungen, sondern auch gleichzeitig fuer Entbindungen, Trennungen, Dissoziationen. Entsprechend dieser doppelten Bewegung sollte sie als das im Entstehen begriffene verstanden werden: das Unveroeffentlichte, Ungesicherte und Unbekannte. Erlangt Kultur in dieser Eigenschaft eine neue unerhoerte Relevanz? Zumal sie in der Globalisierungstheorie neben dem Oekonomie-, Politik- und NGO-Sektor als vierte Macht gilt, und die in der Theorie der internationalen Beziehungen als Soft Power bezeichnet wird? Ist das noch Unveroeffentlichte, Unetablierte und Ungesicherte ihr gemeinsamer Nenner? Jener Nenner, der jedwede emanzipative Form von Gemeinschaft stiften koennte?

Wie sollte die Frage nach dem Gemeinsamen der Kultur beziehungsweise nach der Kultur als Gemeinsamen gestellt werden? Kommt darin der Ruf nach Vielfalt [Multikultur] zum Tragen? Oder gerade das Gegenteil – die Sehnsucht nach Leitkultur? Vor diesem Hintergrund hat die Berliner Gazette
Jens Badura, Marianne Eigenheer, Andreas Fanizadeh und Bernd Hueppauf eingeladen. Im Schatten diverser Kulturdebatten initiieren sie Projekte im Spannungsfeld zwischen Literatur und Kunst, Philosophie und Aktivismus, Journalismus und Forschung. Es sind die Erfahrungswerte dieser internationalen und interkulturellen Vorhaben, die sie in eine Diskussion einbringen. Heute um 20 Uhr im General Public, der Eintritt ist frei.

Ein Kommentar zu “Heute um 20 Uhr: Weiche Macht

  1. Sind hier nicht zwei Punkte zu beachten? Macht Kultur etwas oder machen wir etwas und bezeichnen es im nachhinein als Kultur?
    Ist nicht die Art und Weise wie wir unsere Lebenswelt verstehen und auslegen schon Kultur? Lassen sich Darwin und Goethe ohne weiteres trennen?
    Kultur im Kommunismus; Kultur bei den Anden-Völkern? – welche Kriterien werden angewandt, um von einer bestimmten Kultur zu reden, geogrphische, zeitliche, ideologische?
    Bevor der Kulturbegriff selbst nicht geklärt ist wird dies eine Rennen im Kreis.

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