>Na dann viel Spass mit der Kunst.<, so die Abschiedsworte einiger, die in Rostock aufbrechen, um ins Camp und von dort zur Sitzblockade zu ziehen. Unausgesprochen, aber implizit sagen sie: >Viel Spass mit irgendwelchen vorgefertigten Videos, wir machen jetzt richtig Aktion und kommen in die Abendnachrichten.< Konflikt der Sinnoptionen: Unmittelbarkeit, Abenteuer, Heroismus, Pflicherfuellung vs. Kontemplation, Reflektion, Information, Rezipiententum. Manchmal, wenn Ersteres als Diktat der Gegenwart erscheint, ist Letzteres die bessere Wahl. Wenngleich eine zaehneknirschend Getroffene. So auch gestern.
Wir befinden uns auf dem Gelaende der Silver Pearl. Adrienne Goehler hat zum Alternativ-Gipfel und zur Sitzblockade ein Komplementaer- und Alternativ-Angebot ersonnen und gibt jetzt dazu ein Interview. >Bitte erklaeren Sie das Konzept buendig und mit moeglichst einfachen Worten.<, fordert die junge, blonde Moderatorin. Die Sonne steht High Noon. In der Scheune wird internationale Videokunst gezeigt. In einer anderen >Halle< haben sich an Laptops sitzende Vertreter einer Biosocken-Initiative aufgebaut - die Socken sind noch nicht da. Vor komplett leeren Stuhlreihen gibt jemand eine Dada-Performance, begleitet von Stimmen aus der Konserve. Draussen hat das Kollektiv Fluchtkunst ein Sauna-Camp errichtet, als Bestandteil einer Heiligendamm-Kempinski- Simulation. Leere Hotelzimmer mit Plastikplane verarbeitet – ein symbolisches Statement? Cut. Neue Einstellung: Acht Menschen, die Golfspielen – Schauspieler, die ihre Rolle interpretieren? Alles nicht so ernst gemeint, signalisieren die bademanteltragenden, schweissfilmueberzogenen Flucht- kuenstler einen Kameraschwenk weiter. Familiaer wie die Flintstones sitzen sie in der Mittagssonne und hoeren Reggae. Morgens schon mussten sie ein afrikanisches Baby aus dem Hafenbecken fischen. Alles Skulptur. ZDF war angeblich dabei.
Sollten wir uns nicht schleunigst um eine Alternative zur Alternative zum Alternativ-Gipfel kümmern? Ein Gipfel ist ein Gipfel ist ein Gipfel?!