Geteilte Traeume

Ein Abend in Berlin. Alte Freunde aus Kinder- und Jugendtagen sehen sich wieder. Der Erzaehler nimmt uns mit auf eine semifiktive Reise. Es geht quer durch die Republik: zu alten Verwandten im Harz, zu der Familie in Berlin, zu dem Oststammtisch der Jugendfreunde in Frankfurt am Main oder zu dem ehemaligen Insolvenzverwalter der Interflug. Ueber die Wahrnehmung der Einwohner von Wolkenstein im Harz erfaehrt man, dass >Berlin immer noch 57 und fuenf Achtel Wegstunden von Wolkenstein entfernt zu sein scheint.< - die Globalisierung ist an vielen Buergern der ehemaligen DDR einfach vorbeigegangen.

In dem Buch >Geteilte Traeume< von Robert Ide dreht sich alles um die Frage, wie die verschiedenen Generationen der DDR mit dem Zusammenschluss des geteilten Deutschlands seit 1990 umgehen. Ide berichtet von seinen eigenen Erfahrungen, denen seiner Freunde und kontrastiert diese Erfahrungen mit dem Verhalten der Elterngeneration. Seine Schlussfolgerung: Kaum, dass die Grenze offen war, verstanden es die Kinder, die neuen Moeglichkeiten fuer sich zu nutzen, knuepften Beziehungen in den Westen, begannen die Welt zu bereisen und ihre private Zukunft nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die Eltern hingegen taten sich mit jeder neuen Herausforderung schwer. Genau durch diese Mischung beginnt man zu verstehen, wie enttaeuschte Hoffnungen, zersplitterte Familien und Identitaetsverlust entstanden sind.Die staerksten Augenblicke des Buches sind aber die, in denen der Text einen Tropfen ehrlicher Wehmut [a la Goodbye Lenin!] und Melancholie mit einer grossen Portion Hoffnung an die Zukunft und dem Aufruf, Chancen wahrzunehmen vereint. Denn genau an dem Punkt, an dem Ide mit Ilonkas Hochzeit, in die er immer heimlich verliebt war, ein geheimer Traum verloren zu drohen geht, schreibt er einen Satz, der eine wohltuende Sichtweise der Probleme, die mit der Wende kamen, eroeffnet: >Ich habe etwas verloren, ich habe etwas gewonnen.<

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