Freie Felder in der Stadt

Mitten in der Stadt liegt ein riesiger Paradeplatz. Bis vor Kurzem landeten auf dem Exerzierfeld grosse weisse Voegel reicher Menschen. Jetzt nicht mehr. Was tun damit? Am letzten Wochenende standen dort Menschen in gruener Uniform auf der einen und Menschen in schwarzer Uniform auf der anderen Seite. Eine Mittellinie zogen sie nicht. Alle Beteiligten wussten um die Spielfeldgrenzen. Sie warfen sich Dinge zu, meist Steine und Bierflaschen und sie spielten Einkriegezeck. Ein Mitspieler machte den Kurras. Nur der Knall hat gefehlt.

Die Parolen der Menschen in schwarzer Uniform waren hochtrabend. >Gegen Gentrifikation,< wetterte /Squat Tempelhof/. JAWOLL! Aber wo sind sie denn, die Yuppies? Dass auf der freien Plane gar keine echten Haeuser stehen, die sie haetten besetzen koennen, das war nicht von Belang. Dass der Park, welcher dort entstehen soll in Planung ist; woran eine Jede und ein Jeder mitbestimmen kann, ward wohl zu kompliziert. Dass das Areal, welches nun kein Luftsicherheitsbereich mehr ist und nur noch wenige Quadratmeter Militaerischen Sicherheitsbereiches aufweist, als Festivalgelaende dienen wird, zaehlt nicht. Das kostet ja Eintritt. Geld zaehlt nicht. Alles fuer alle! Sofort! Umsonst! Die Forderungen so kryptisch wie die Parolen, lagen da Menschen kiffend in der Hasenheide, trampelten ueber Rasen, evangelische wie islamische Friedhoefe und ueber Sportplaetze. Mit gebrochenem Englisch von Bildungsstreikern fragten sie nach dem naechsten Discounter. Bier kann eine Religion sein, es macht Suenden vergessen - und selig. Tempelhof war damit an jenem Wochenende ein nettes oeffentliches Spielfeld fuer den komischen Sport seltsamer Menschen. Zum Glueck stellt der Staat noch immer willig die Gegnermannschaft. Das sollte wiederholt werden. Ich haette gern eine Logenkarte.

3 Kommentare zu “Freie Felder in der Stadt

  1. Hehe, nett gebrüllt, Löwe! Aber was ist denn ein “Einkriegezeck”? Hab ich ja noch nie gehört…ist das eher Brandenburgisch?

  2. Verstehe, verstehe, sehr interessant diese Abhandlung über Fangspiele bei Wikipedia…inspirierend!

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