Frankreichs neu erwachtes Sendungsbewusstsein

Die Franzosen wollen immer alles auf Franzoesisch haben, sagt man. Ferner: Die Franzosen hassen Englisch. Da ist noch etwas: Die Franzosen sind so stolz auf ihre Kultur, dass sie nicht im Traum auf die Idee kommen wuerden, deren Export in einer anderen Sprache als der Franzoesischen zu betreiben. Letzteres duerfte man auch in Deutschland verstehen. Doch waehrend es hierzulande nicht nur Goethe Institute, sondern auch die Deutsche Welle gibt, die die deutschsprachige Kultur in unterschiedlichen anderen Sprachen in die Welt hinaustraegt, war in Frankreich ein internationales Sprachrohr der nationalen Kultur lange Zeit nicht existent. Nun hat das Land aber endlich einen >internationalen< Fernsehsender: >France 24<, seit dem 8. Dezember auf Sendung. Waehrend Praesident Chirac Jahre nur davon traeumte, wird der Welt jetzt eine franzoesische Perspektive auf das globale Geschehen zu Teil. Wohlgemerkt auf Englisch! >Die internationale Fernsehwelt wurde lange Zeit von angelsaechsischen Sendern dominiert<, wie der Geschaeftsfuehrer des Senders zu verstehen gibt. Nicht zuletzt waehrend des Irak-Kriegs hatte dieser Umstand negative Folgen: [US-]Fernsehbilder halfen die [US-]Invasion zu legitimieren. Die Position der Gegner - u.a. Frankreich – fiel medial so gut wie nicht ins Gewicht. Damit soll Schluss sein. Der Trailer des Senders ist seit laengerem bei >YouTube< zu sehen, ueberzeugt wie ich finde jedoch nicht wirklich: Eine zu rasche Bildabfolge von meist aus Katastrophengebieten entnommenen Szenen. Da broeckelt das Image des ernst zu nehmenden Journalismus. Ist Gegen-Propaganda wirklich das angemessene Mittel? Warten wir ab und hoeren den in nahezu akzentfreiem Englisch berichtenden Sprechern erstmal zu. Es wird allerdings nicht nur in englischer, sondern auch in franzoesischer Sprache gesendet; ab Sommer 2007 vorraussichtlich auch auf Arabisch. Desweiteren ist eine Kooperation mit der Deutschen Welle geplant.

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