Eins, zwei Sprachen und nicht verwirren lassen

Wer viele Sprachen in seinem Alltag benutzt, ist nicht automatisch ein Sprachkünstler. Perfektion, sagt Abaseen Alekozai, kann man nur in der Sprache erreichen, in der man denkt.

Ich habe mich gefragt, ob man eine Sprache wirklich perfek­tio­nieren kann, und ob dich das Beherrschen vieler Sprachen zu einem Lebenskünstler macht.

Eine Sprache zu perfektionieren bedeutet, dass du in der Lage bist, diese Sprache fehlerfrei zu sprechen. Du sprichst sie natürlich und fließend. Du kannst so deine Gedanken in Worte übertragen. Dieses Ziel ist schwer zu erreichen. Manche glauben, dieses Ziel ist erreichbar, andere argumentieren, dass keiner eine Sprache zur Perfektion bringen kann.

Das Vermischen von zwei oder mehreren Sprachen in einer Konversation hat einige Vor- und Nachteile. Zunächst impliziert das Vermischen von Sprachen, dass du keine der Sprachen besonders gut sprichst. Das kann einer anderen Person den Eindruck vermitteln, dass du noch dabei bist, die Sprachen zu lernen und keine davon perfekt beherrschst. Um eine Sprache zu perfektionieren, sollte man in einer Unterhaltung nicht die Sprachen vermischen. Dagegen spricht allerdings, dass man in Wirklichkeit keine Sprache perfektionieren kann und Multilingualität eine Stärke ist, keine Schwäche.

Doch ein anderes Gegenargument fällt mir ein, wenn ich mir vorstelle, dass das Sprechen zu vieler Sprachen dich verwirren kann. Die vielen Worte und verschiedenen Gedanken können dich konfus machen und dir Probleme bereiten, dich so auszudrücken, wie du es willst. Ich glaube, dass man nur eine Sprache richtig beherrschen kann – und das ist die Sprache, in der man denkt.

Wenn du also auf Englisch denkst, dann ist das die Sprache, die du perfektionieren kannst.  Der Grund, warum ich bezweifele, man könne mehr als eine Sprache perfekt sprechen, ist einfach: Wenn du beispielsweise Englisch denkst aber Französisch sprichst, musst du immer übersetzen und neigst zu Fehlern in den Sätzen, die du denkst und übersetzt. Und schließlich sind die, die du dann wiedergibst, nicht die gleichen.

Man kann dieses Problem aber auch anders betrachten, wenn man nämlich an Bilingualität denkt. Wenn jemand in einer bilingualen Familie oder Umgebung aufwächst und beide Sprachen fließend spricht, gibt das ihm oder ihr die Möglichkeit, beide zu perfektionieren? Ich glaube, wenn jemand bilingual ist und auch in beiden Sprachen denkt, dann kann er dennoch keine der beiden Sprachen perfektionieren. Natürlich kann er oder sie fließend sprechen und als Experte angesehen werden, aber sie zu perfektionieren ist nicht möglich, denn wenn man seine Gedanken in beiden Sprachen formuliert, vermischt man dennoch die Gedanken, die man sprechen will, um sich auszudrücken und das wiederum führt zu Fehlern. Wie vorhin gesagt, Perfektion ist nur möglich innerhalb der Sprache, aus der du deine Gedanken formst.

Manche fragen sich, ob dich das Lernen vieler Sprachen zu einem „Lebenskünstler” macht. Das ist eine verständliche Frage, und ich bejahe sie. Denn das Lernen vieler Sprachen ist eine Fähigkeit oder ein Talent, das andere vielleicht nicht haben, und so kannst du einzigartig sein. Außerdem hat derjenige, der viele Sprachen spricht viel Zeit darin investiert und das Beherrschen der „Kunst der Sprachen” kann ihn zum Lebenskünstler machen. Einige der besten Redner und Schriftsteller sind die, die mit Sprache spielen können. Die Art und Weise, wie sie meisterhaft und wortgewandt Worte und Sätze verbinden, so dass sie perfekt in einem Kontext zusammen passen, ist eine Kunst, denn sie malen ein Bild mit Worten.

Foto: André Hengst (cc by-nc-sa)

2 Kommentare zu “Eins, zwei Sprachen und nicht verwirren lassen

  1. “Ich glaube, dass man nur eine Sprache richtig beherrschen kann – und das ist die Sprache, in der man denkt.”

    Das klingt ja so, als könnte man nur in einer Sprache denken? Je nach Kontext und Umwelt denke ich mal in dieser, mal in jener Sprache. Perfektion ist dadurch lange nicht zu erreichen. Hirnphysiologisch sind denken und sprechen als Prozesse auch gar nicht deckungsgleich. Stotterer denken ja auch in ihrer Muttersprache, ohne je die Sprache perfektionieren zu können.

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