Ein pochendes, lebendiges Zuhause

In der Weihnachtszeit sind die Strassen hier in Berlin wie leergefegt. Die umtriebige Kreuzung an der Eberswalder zum Beispiel, wird so beschaulich wie ein Provinzboulevard. Leere Trambahnen, geschlossene Geschaefte, verlassene Kneipen. Wo sind denn alle? Ganz einfach: In Bebra und Krefeld, Bautzen und Fulda, Ingolstadt und Deggendorf, Mannheim, Dortmund… Kurzum: in der Provinz, da wo se herkommen.

Viele Berliner haben naemlich noch ein zweites Zuhause. Kurz vor Weihnachten quetschen sie sich in Zuege, Autos und Flugzeuge, um rechtzeitig zum Tannenbaumschmuecken >zuhause< zu sein. Daheim angekommen gibt sich der Berlinbewohner dann grossstaedtisch und versichert, >nur kurz bleiben zu koennen, da an Weihnachten die geilsten Partys in der Hauptstadt steigen<. Im Gespraech mit Freunden und Familie tut sich schnell eine sprachliche Zwickmuehle auf, wenn von >Zuhause< die Rede ist. Auf einmal ist >Zuhause< immer da, wo man gerade nicht ist. Wie viele >Zuhause< kann man denn haben? Ein altes Sprichwort besagt: >Home is where the heart is<. Bestenfalls traegt man sein >Zuhause< also mit sich herum und es pocht in einem und ist lebendig. Es ist im ueberheizten Regionalzug, auf der hektischen Kreuzung, in den Armen des Anderen...

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.