Thai Lessons#1

Ziemlich lange schon traeume ich davon, eine Mix-Sprache zu sprechen, vielleicht eine Art Pidgin, oder wie auch immer man es bezeichnen will. Diese Sprache wuerde aus all den >bits and pieces< jener Sprachen bestehen, die ich bisher in meinem Leben erlernt habe. Ich stelle mir vor, in bestimmten Momenten genau jene Woerter herauszupicken und zu Saetzen zusammenfuegen, die meine Haltung gegenueber bestimmten Themen am besten ausdruecken oder vielleicht auch einfach nur meine Stimmung. Das wuerde natuerlich voraussetzen, dass mein Gegenueber zumindest einen Teil davon verstehen kann, was ich meine - falls ich nicht gerade endlose Monologe fuehren will. Nun stell dir vor, du faellst aus diesen linguistischen Tagtraeumen direkt auf einen thailandischen Buergersteig: Das kann schon ziemlich wehtun. Die Ausgangslage ist recht einfach: Wenn du kein Thai sprichst, musst du dich auf die absoluten Basics beschraenken und dich meistens mit Haenden und Fuessen verstaendlich machen. Vielleicht ist es das Beste in solchen Momenten einfach mal still zu sein und jeden Tempel, jedes Wort in sich aufzunehmen. Also entschloss ich mich bei meinem Trip durch Thailand, nicht zu sprechen. Jedesmal wenn ich jemandem begegnete wurde ich mit einem Kopfbeugen und zusammengefalteten Haenden begruesst, was mich ans Beten erinnerte, wie es mir im Religionsunterricht in der Schule beigebracht wurde. Vielleicht waren diese Assoziation und die unerwartet wiederbelebten Erinnerungen der Grund dafuer, dass mich jener elementare Kommunikationsprozess so sehr erfreute. Auf einmal spuerte ich, wie ermuedet ich von Woertern war. Ermuedet davon, welche Dinge haetten besser gesagt werden sollen und welche nicht. Ermuedet von Wort-Erwartungen und Wort-Waffen. Mein Trip wurde immer mehr zu einer Meditation ueber Kommunikationsprozesse, die ohne Worte stattfinden.

3 Kommentare zu “Thai Lessons#1

  1. Oh Mann, bei diesem Wort-Urlaub würde ich auch sofort einchecken! Ich weiß genau was du meinst. Vor allem habe ich das Gefühl, dass die Kommunikation auch nicht einfacher wird, je mehr Sprachen man spricht, sondern komplizierter…

  2. Mein Problem mit den vielen Sprachen im Kopf ist, dass mir immer das richtige Wort einfaellt, bloederweise meistens in der falschen Sprache. So spreche in Spanien perfekt englisch, in den USA auf einmal ganz gut russisch und in der Kommunikation mit Bayern fallen mir immer nur plattdeutsche Plattheiten ein.
    Verstehste überhaupt wat ick meene?

  3. Ich verstehe schon was du meinst, obwohl eigentlich habe ich das Problem nicht, ich adaptiere mich schnell was die Sprache angeht. Aber manchmal bin ich in der Lage eine Sprache viel besser zu beherrschen als sonst, keine Ahnung woran es liegt. An manchen Tagen geht’s einfach leichter und besser.
    Was ich aber noch sehr angenehm in Thailand fand, war die Tatsache, dass ich echt nichts verstanden habe und konnte die Sprache dadurch anders wahrnehmen: mich auf die Melodie zu konzentrieren statt auf jeden einzelnen Wort.
    Schoenes Wochenende, ihr Polyglotten!

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