Digitales Heimweh: Die frühen Tage des Bloggens

Wer vor zehn Jahren ein Blog führte, wagte ein Experiment. Bloggen hieß damals vor allem eines: Basteln. Doch: WAS BLEIBT von diesem kreativen Geist, wenn mit dem Siegeszug von Software wie WordPress für alles nur noch ein Knopfdruck genügt? Blog-Pionier Benjamin Birkenhake schaut zurück und nach vorn.

Die frühen Tage des Bloggens fingen für mich 2001 an und gingen eigentlich ganz schön lange. Erst Anfang 2006 bin ich auf WordPress umgestiegen. Das ist für mich in zweierlei Hinsicht bezeichnend, als Ende dieser frühen Tage: Zum einen hatte ich bis dato mit etwas gebloggt, das zu Beginn mal ein hundert Zeilen langes Gästebuch-Skript war. Bloggen war sehr einfach und schlicht. Und ich hatte vollständige Kontrolle und beherrschte jede Zeile des Codes und des Quelltextes. Zum anderen bedeutete der Wechsel zu WordPress für mich, aktiv den Anschluss an die deutschsprachige Blogosphäre zu suchen.

Redaktionssysteme wie WordPress sind einschränkend

Bis dahin waren die frühen Tage des Bloggens eigentlich geprägt von der familiären Atmosphäre der Bielefelder Blogger. Wir schrieben nur für uns, wollten nichts erreichen, hatten keinen Anspruch, außer aufrichtig zu sein und fühlten uns nichts und niemandem ernsthaft verpflichtet. Und wir fühlten uns – das muss ich heute wohl so festhalten – auch nicht bedroht. Niemand interessierte sich für uns, außer wir selbst.

WordPress und später Drupal haben dann zehntausende Zeilen Code zwischen mich und mein Blog gebracht. Welche Spielräume damit verloren gingen, habe ich erst in den letzten Jahren gemerkt. Ein Redaktionssystem schränkt immer ein. Man beginnt in dem Rahmen zu denken, den die Software vorgibt. Das Paradoxon: Ein anspruchsvolleres, strukturierteres System bringt anspruchsvollere, strukturiertere Texte hervor. Aber: Da ist viel Experimentierfreude verlorengegangen.

Geblieben ist aus der Zeit vor WordPress ein Wissen um die mögliche Leichtigkeit im Netz. Dinge waren einfach und es gibt keinen Grund, warum sie das nicht wieder sein sollten. Und es ist das Wissen darum geblieben, dass das Netz für uns eine Heimat war, ein Ort wo wir uns wohlgefühlt haben und gut zueinander waren.

Anknüpfen an die frühen Tage des Bloggens

Ich bin mittlerweile auf Heimweh umgestiegen – ein sehr kleines, selbstgebautes System, das im Grunde auf statischen HTML-Dokumenten beruht, vergleichbar mit Word-Dokumenten, die man in Ordnern ablegt. Mit dem Umstieg auf „Heimweh” habe ich auch angefangen meine Lesegewohnheiten zu ändern. Ich meide fast alles, was irgendwie nach Journalismus riecht und bewege mich fast nur noch in sehr persönlichen Blogs.

Im Vergleich zu früher ist auch die Spannweite meiner Texte immer kleiner geworden. Die Hälfte von dem, was ich heute auf Twitter schreibe, hätte ich früher gebloggt. Ich schreibe auch kaum noch wirklich lange Texte. Es ist alles etwas stromlinienförmiger geschreiben, das gilt auch für die Themen und den Tonfall. Aber nachdem ich mit „Heimweh” ja schon technisch einen Rückbau vorgenommen habe, bin ich auch dabei, das auf die Texte zu übertragen, was aber weit schwieriger ist.

Code schreibt man und dann nutzt man ihn. Texte schreibt man immer auf’s Neue. Da muss man deutlich länger dran arbeiten, um etwas zu verändern, aber langsam wird’s wieder was.

Ich glaube, dass wir uns in zehn Jahren ganz sicher nach den heutigen Tagen zurücksehnen werden. Aber nicht der Technologien und der Funktionen wegen. Es geht nie um Funktion. Es geht immer nur darum, was uns die Dinge bedeuten, die wir zueinander hintragen, hinschreiben. Wir werden uns aus Melancholie zurücksehen. Und zwar mit Recht. Wir verbringen heute gute Zeiten hier im Netz.

Foto oben: treedork, Hanging at Toppot Doughnuts (cc by-nc-sa)

26 Kommentare zu “Digitales Heimweh: Die frühen Tage des Bloggens

  1. Toller Artikel, weil ich gerade sowas ähnliches in meinen Blog geschrieben habe, da ich den gerade auch umgestellt habe und dann ein bisschen reflektiert hatte, wie sich das bloggen verändert hat. Mein Blog (WordPress) hat aber nun auch nicht mehr die Struktur eines Blogs, sondern vereint eigentlich mehr die ganzen anderen Kanäle (Twitter, Tumblr) auf denen ich eher das mache, was man früher wohl in den Blog geschrieben hätte.

    Einen Satz verstehe ich aber nicht. Du schreibst: “Mit dem Umstieg auf „Heimweh” habe ich auch angefangen meine Lesegewohnheiten zu ändern. Ich meide fast alles, was irgendwie nach Journalismus riecht und bewege mich fast nur noch in sehr persönlichen Blogs.” – Ist damit gemeint, dass du in einem Blog nichts journalistisches lesen willst oder Journalisten kein Blogsystem benutzen dürfen? Ich habe die Abgrenzung noch nicht ganz verstanden.

  2. gefühlvoller Abriss, persönlich, intim, da bekommt man Lust sich erstmal einen Kaffee zu machen und beim Fenster an den Tisch zu setzen, ein Auge nach draussen, ein Auge auf den Bildschirm, Tickermeldungen, Blogs, alles ganz entspannt.

    Aber ich muss sagen: wenn es zu gemütlich wird, zu heimelig, dann werde ich unruhig, ich mag auch Nostalgie nur bis zu einem sehr geringen Grade ertragen.

    So sehr dieses Blog-Paradies, das der Autor hier schön beschreibt, einladend anmutet, ich möchte nicht die Welt da draussen ausblenden, so wie es hier beispielhaft an dem Satz zum Ausdruck kommt: journalistisches meide ich grundsätzlich.

  3. Ein sehr schöner Beitrag – danke! Ich habe nur eine Frage: Im letzten Absatz sagen Sie, dass wir uns in zehn Jahren an die heutige Zeit zurücksehenen werden, davor sprechen Sie wiederum davon, was sich in den letzten zehn Jahren geändert hat und was Sie vermissen.

    Was ist es also genau, dass das Bloggen/ Im Netz sein im Jahr 2011 ausmacht? Was werden wir 2021 vermissen?

  4. “Und wir fühlten uns – das muss ich heute wohl so festhalten – auch nicht bedroht.”

    bedroht? wieso bedroht?

  5. @Silvia: Danke! Auch an alle anderen für die netten Worte!

    @zerthas: Wie man’s nimmt. Das Photo entstand am aufregendsten Arbeitstag meines Lebens.

    @.andi: Ich meide seither in erster Linie die großen Online Nachrichtenseiten. Aber auch Blogs, die ich mit den gleichen Themen (“Tagespresse” nenne ich das mal) auseinandersetzen. Unter anderem hab ich deswegen auch Rivva lange gemieden, weil viele Themen, die dort hochkamen nur Abarbeiten an der Tagespresse waren.

    Und nein, selbstverständlich dürfen Journalisten Blogs benutzen! Es geht mir halt darum, welche Themen verhandelt werden und wie sie verhandelt werden. Es ist eigentlich ein Rückzug aus den “großen” Diskursen. Ein Art gemeinsames, öffentliches, Inneres Exil.

    @Rainald Krome: Hach. Ja. Ist ja richtig. Und dass ich Journalistisches grundsätzlich meide, entspricht auch nicht ganz der Wahrheit. Ich bin quasie seit meiner Kindheit GEO-Leser und weiterhin schwerstens begeistert davon und mache dort, was ich anderswo verachte: Ich arbeite mich auch daran ab. Die De:Bug und die Gee kommen ebenfalls noch jeden Monat per Post und ich besuche auch noch regelmäßig Newsseiten. Man kommt ohne ja doch nicht aus. Ich versuche aber diesen Texten nur eine marginale Rolle zukommen zu lassen.

    @Lydia Meyer zu Wegenhagen: Puh. Das ist schwer zu sagen. Ich denke wir werden wohl auf jeden Fall Facebook vermissen und ggf. auch Twitter. Ich habe schon den Eindruck, dass diese beiden Protale in diesen Jahren die Wahrnehmung vom Netz sehr prägen und ich glaube auch, dass sie vergehen werden.
    Was Bloggen angeht … das ist sehr schwer zu sagen, eben weil Bloggen so extrem unterschiedlich gelebt wird. Wie ich geschrieben habe: Es geht darum, was uns diese Dinge bedeuten und das kann von Blogger zu Blogger sehr sehr stark variieren.
    Was ich für “Bloggen 2011” festhalten würde, ist die Tatsache, dass sich Blogs immer weiter und immer erfolgreicher in Nieschen begeben. Es gibt viele neue Blogs, die auf sehr hohem Niveau, mit interessanten Perspektiven Spezialthemen besetzen. Ich glaube der Trend wird sich weiter fortsetzen. Und auch, wenn wir das private, genralistische Blog 2021 immer noch oft sehen werden, glaube ich dass sich der Gesamteindruck der Blogsphäre in diese Richtung verändern wird.

  6. @solfrank: Ja. Dafür hat der Raum nicht ganz gereicht. Darum freue ich mich sehr über die Nachfrage.

    2001 haben wir uns noch keine Sorgen um Abmahnanwälte gemacht, keine Sorgen Copyright-Probleme, keine Sorgen um Jugenschutzgesetze, keine Sorgen um Vorratsdatenspeicherung und Überwachung. Wir waren quasie alleine im Netz, so kommt es mir heute vor. In der Zwischenzeit haben die älteren Generationen und insbesondere die Konstervativen das Netz entdeckt. Das gilt nicht nur für jene offensichtlichen Bedrohungen, sondern auch schlicht für die Aufmerksamkeit, die Blogs in der Zwischenzeit genossen haben. In den Feuilletons und auf den Titelseiten tobt immer noch ein Kulturkampf.

    Ja. Wir haben diesen Kampf nicht zuletzt auch selber angefangen und angeheizt und viele schmeißen sich noch selber hinein. Mir selber hat das auch eine ganze Weile gefallen. Aber es ist halt ein Kampf und dazu gehört halt eine Bedrohung durch die jeweils “anderen”. Eine Grundhaltung, die wir ganz zu Anfang nicht hatten und die ich inzwischen eigentlich nicht mehr mag. Denn selbst wenn man es weniger pathetisch, nicht als “Kampf” bezeichnet sondern z.B. als “kritischen Diskurs” so haben die letzten Jahre in der Hinsicht doch wenig brauchbare Gedanken hervorgebracht.

    Oder anders gesagt: Ich lese lieber, wie Mia mit ihrem Herzenskummer umgeht, als was ein Printjournalist über Online denkt.

    Grundsätzlich aber gibt es noch eine in die Zukunft gerichtete Bedrohung: Das Netz ist eigentlich das perfekte Werkzeug eines Überwachungs- und Kontroll-Staates. Und ich glaube, dass es ein digitales Naturgesetz gibt, das besagt: “Was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert werden.” Im Guten wie im Schlechten. Und auf das Schlechte sollte man sich vorbereiten. Oder um es nochmal anders zu sagen: Wir werden uns noch jene Zeiten zurückwünschen, als die CDU/CSU keine Ahnung vom Internet hatte …

    Statische HTML-Seiten, wie ich sie jetzt habe, sind zumindest eine gute Möglichkeit, schnell ins Darknet umzuziehen. :]

  7. @ben_: Danke für die ausführliche Antwort. Ich habe jetzt auch schon auf Ihrer Blog-Webseite gestöbert. Sehr interessant für jemanden wie mich, habe sonst damit gar nichts am Hut.

  8. wie ist man anno 2001 eigentlich zum bloggen gekommen? ich meine: wer hat es einem vorgemacht? wer waren vorbilder? oder gab es einen ganz anderen einstieg?

  9. ich finde es gut und wichtig, wenn man sich die Strukturen der Allgemeinheit (hier wohl: WordPress) aneignet und umwidmet für seine Zwecke. Das ist Hacker-Spirit. Das ist Cyberpunk. Das ist subversiv. Das ist experimentell.

  10. Wow. In machnem finde ich mich wieder. Nur, dass es zugleich früher und später war. Aus einem Textarchiv ist über Nucleus, WordPress und Drupal ein leeres Gehäuse geworden. Die Gebäude wurden immer feiner, der Inhalt immer mehr IKEA. (Nicht, dass das für dich gemünzt ist).

    Am Ende die Suche nach dem Text in einem selbst.

    Die ganzen Nebengefechte, wie sie mit den Abmahnungssachen und Copyright-Problemen auftauchten, in die man auch potentiell unwissend geraten konnte, waren zudem nicht förderlich, aber natürlich immer für einen Text gut.

    Eigentlich bin ich auf der einen Seite froh, wenn ich den Computer gar nicht mehr anmachen muss, andererseits ist das gefühlte Präsenz-Gen ärgerlich. (Dadurch, dass der Computer auch beruflich eine immer größere Bedeutung spielt, wächst bei mir gleichzeitig der Wunsch, auf privater Ebene in Abstand dazu zu gehen.)

    Naja. Lieben Dank Ben für deinen Bericht.

  11. ich würde mich gerne mehr einlesen in die spannende Welt der Blogs, aber ich habe die Befürchtung: wenn ich niemanden persönlich kenne in der (digitalen) Nachbarschaft, finde ich keinen wirklichen Zugang, keinen echten Bezug zu den Leuten und den schönen Dingen, die sie schreiben, weil es eben sehr persönlich und intim ist und ich nicht unbedingt der Typ Frau bin a la “Stalker-/Voyeur-“.

    Gibt es vielleicht trotzdem für einen Problemfall wie mich eine Lese-Liste von Neuland? also Blogs, die jetzt nicht unter den Top10 der Charts zu finden sind, bzw. waren?

  12. @r2d2: Völlig richtig. In meinem Fall bin ich halt nur einen Schritt wieder zurückgetreten und habe mich wieder HTML statt WordPress zugewandt und Dateien und Ordnern statt Datenbanken.

    @Huflaikhan: Ja genau! Das ist eine schöne Metapher – die Ikeaisierung des Schreibens. Durchaus noch schön, aber eben Massenware.

    @Angelika Prangnitzz: Hier jetzt einzelne Blogger herauszuheben ist eigentlich ein absurder Versuch, denn es kommt ja drauf an, was man gerne liest, und wo man sich verbunden fühlt. Und für eben die Verbindung reicht halt das einfach mitlesen eher nicht aus. Erst wenn man sich beteiligt, kommentiert oder gar selber schreibt begibt man sich zwischen die Menschen. Das geht aber immer noch ziemlich einfach. Ich finde eigentlich jedes Jahre unglaublich tolle Menschen. Meine liebsten Entdeckungen vom letzten Jahr:

    aHeadwork

    Sophia Mandelbaum

    LNRT

    André Moch

    Mia Niamand

    Anders anziehen

  13. wie stehen Sie eigentlich zu Facebook?

    Kann man da nicht auch toll bloggen und sich mit seinen Freunden verbinden?

    Ich musste jedenfalls an Facebook denken, als ich Ihren Text gelesen habe.

    Technisches Experimente sind für mich nämlich überhaupt gar kein Thema, ich bin froh, dass ich überhaupt ein paar Knöpfe in diesem sozialen Netzwerk richtig bedienen kann.

  14. @Rafik: Also dazu gibt es drei Antworten.

    1. Wie ich im Text geschrieben habe: Techniken und Technologien spielen keine Rolle. Es ist immer das, was uns diese Dinge bedeuten, was am Ende zählt. Wenn jemand die bedeutenden Dinge bei Facebook findet – wunderbar! Eine der allerschönsten Liebesgeschichten, die ich je in meinem Freundeskreis miterleben durfte, hat ihren unglaublich schönen Anfang auf Facebook genommen. Selbstverständlich kann man dort all das erlben, was ich in der “frühen Zeit des Bloggens” erlebt habe, wenn man es denn richtig macht.

    2. Facebook macht es einem im Zweifel aber nicht unbedingt einfacher, glaube ich, denn Facebook ist a) sehr schnell und man hat b) sehr schnell ein sehr großes Publikum.
    Kommentarbereiche von Blogs (gerade kleineren) sind zwar ebenfalls öffentlich. Die Leute, die wahrnehmen, was dort passiert sind aber in der Regel ein deutlich kleinerer, fast schon geschlossener Kreis. Das macht Nähe natürlich viel einfacher, weil man nicht gleich allen Freunden, Verwandten Bekannten und Arbeitskollegen das eigene Herz auf dem Silbertablett präsentiert.

    3. Ich ganz persönlich mag Facebook nicht, bin dort schon seit 2008 nicht mehr und glaube, dass es bald das gleiche Schicksal ereilen wird, wie AOL: Ein toter Walkadaver am Meeresgrund, der noch ein kleines Ökosystem von Aasfressern aufrechterhält. Die Gründe dafür sind ziemlich zahlreich, aber am Ende eigentlich nur für mich persönlich relevant.

  15. @ben: vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich muss allerdings gestehen: Facebook ist für mich eine Art Rettungsring, ich bin erst dadurch dazu gekommen “ins Netz zu schreiben”, ich wollte auch schon vorher, ich habe mich aber nicht getraut, ich hatte auch keine Werkzeuge, keinen Plan, wie, wo, etc. Dann haben es alle um mich herum gemacht und dann war es ein sehr kleiner Schritt. Ein Schrittchen :)

  16. “AOL: Ein toter Walkadaver am Meeresgrund, der noch ein kleines Ökosystem von Aasfressern aufrechterhält.”

    da kann ich nicht folgen, sorry. gerade, weil doch neulich america online diesen massiven vorstoss gemacht hat, die huffington post zu kaufen. ich zitiere:

    “Das einflussreichste Webportal der USA verschmilzt mit dem Internetriesen AOL: Der Deal wird in der Branche als möglicher Markstein für Bezahlmodelle von Nachrichten im Web gewertet”

    http://derstandard.at/1296696550272/Webfusion-mit-Vision-AOL-kauft-Huffington-Post

  17. merci!, alles reizend!, besonders sympathisch finde ich auf den ersten Blick “anders anziehen”.

  18. @Zk: Hehe. Ich hatte noch überlegt, das auszudifferenzieren, aber weil meine Kommentare ja eh schon so lang sind, hab ich mir das erstmal geschenkt.

    Ja, völlig richtig. Und mehr noch: der Kauf der Huff-Post ist ja nur die Spitze des Eisbergs. AOL-America ist auf dem Weg, den größten Online Newsroom der Welt aufzubauen, mit einer klaren Strategie.

    Das ist aber ein völlig anderes Unternehmenskonzept, als jenes, das AOL in den 90er hatte. Man hat sich aus dem ISP-Geschäft zurückgezogen und ebenfalls das Konzept aufgegeben, DAS zentrale Portal, DIE Community im Netz zu sein. All das, was AOL mal als Social Network gewesen ist (noch bevor es den Begriff gab) ist Vergangenheit. Und das trotz der überwältigenden Marktposition.

    Der Verlag AOL lebt.
    AOL als Community ist tot.

  19. @ben: das sehen manche anders. der verlag des 21. jahrhunderts, so zum beispiel carta-herausgeber robin meyer-lucht, verbindet COMMUNITY und BUSINESS, ich zitiere:

    “AOL erfindet sich derzeit neu – und es erscheint durchaus möglich, dass dabei ein Publishing-Konzern der nächsten Generation entstehen könnte: stark Technologie orientiert, stark vernetzt, stark dezentral, kompromisslos im Controlling.

    Mehr als 90 Internetseiten betreibt AOL inzwischen, darunter die robusten Internetmarken Engadget, Techcrunch und nun auch die Huffington Post. Hinzu kommen das lokale Blognetzwerk Patch und die Freelancer-Plattorm Seed.

    Die Huffington Post auf der anderen Seite hat schneller begriffen und schneller umgesetzt als andere, was erfolgreiche Publikationen im Netz ausmacht: Die schnelle und urteilssichere Kuratierung der Nachrichtenlage, eine starke Verlinkung, eine sehr lebendige Community, um einige Punkte zu nennen.

    Arianna Huffington und AOL-Chef Tim Amstrong stehen für eine aggressive, radikal ergebnis- und nutzergetriebene Innovationskultur im Publishing-Geschäft.”

    ( http://carta.info/38326/netzkommentar-der-erste-verlag-des-21-jahrhunderts/ )

  20. @Zk: Naja. Das ist natürlich richtig, dass innerhalb der einzelenen Marken die dazugehörigen Communities sehr lebendig sind. Das ist ja gerade etwas, was Techcrunch und Hoffpost von ihren Marktbegleitern mit Printhintergrund abhebt und sicher auch ein guter Teil ihres Erfolges ist.

    Aber das AOL-Portal-Konzept, das Facebook ja jetzt fortführt; ein zentraler Einstiegspunkt ins ganze Netz zu sein, das gibt es bei AOL eben nicht mehr.

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