Die Rechnung des Sinnsystems

>It’s all about the moneeey.<, kreischte Busta Rhymes in den Neunzigern. Es ging ihm vermutlich um den Ausverkauf der Kulturen im Kapitalismus. Aber man hatte damals auch noch Geld-Kranke aus der vorangegangenen Dekade vor Augen. Leute, die ertranken in ihrem immer fluessiger werdenden Geld, vergeblich nach Luft schnappten, wie nach dem Lebenssinn, nach so etwas wie einem Lebensinhalt, der nicht Geld war. >Geld allein macht nicht gluecklich.< Dort, wo Geld im Ueberfluss vorhanden war, leitete sich diese Einsicht ab. Heute teilen sie auch andere Bevoelkerungsschichten. Doch: Haben oder nicht haben, das ist hier nicht die primaere Frage.

Natuerlich erwaechst aus dem Mangel ein Problembewusst- sein. Motiviert sich die Suche nach anderen Systemen, in denen Geld [k]eine [andere] Rolle spielt. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die sozialen Bewegungen und ihren Slogan >make capitalism history<. Doch auch die relative Verfuegbarkeit von Geld ueberwindet den eigentlichen Mangel nicht. Den Mangel, den ein jeder in der Sinnwueste zu spueren bekommen sollte. Nun froenen heute viele Geld-Kranke einem Klimakatastrophenkarrierismus, der ihnen die Wueste als einen saftigen Dschungel erscheinen laesst. Auch wenn’s nur wenig ist: Geld hilft ihnen beim Vergessen; dient als [Sinn-]Ersatz.

So wichtig Entwuerfe einer Welt jenseits von Geld sind, wie etwa die der Berliner Gazette, die im Kleinen immer wieder zeigt: Es geht auch ohne Geld bzw. jenseits dessen Logik. So wichtig bleibt die Auseinandersetzung mit Geld. >It’s all about the moneeey.< sollte demnach nicht dazu aufrufen, Geld auszuklammern, sondern als alles vereinnahmend zu begreifen: Geld ist der Stoff, aus dem Traeume sind und durch den alle Gegebenheiten bedingt werden. Es gibt keinen Sinn unabhaengig von Geld. Auch und besonders dann, wenn er sich im Gegensatz dazu konstituiert. Kurz, alle stehen vor der Heraus- bzw. Ueberforderung beides fuer sich und gleichzeitig im Verhaeltnis zu einander denken zu muessen.

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