Deutsch im Rotlicht

In Deutschland hat die Ueberfremdungsangst eine neue Farbe angenommen, zumindest wenn man im uebertragenen Sinne sagen wuerde, dass die kollektive Psyche – entsprechend dem Alarmsystem der Homeland Security – je nach Aggregatzustand ihre Farben wechselt. Derzeit ist das kollektive Bewusstsein ein Rotlichtsektor und orientiert sich bei Kompensierungsversuchen dieses Zustands an den USA. Dort wird die Ueberfremdungsangst auf der Sprachebene verhandelt; der eloquenteste Homeland-Hueter gibt zu verstehen: >There is no Americano Dream. There is only the American dream created by an Anglo-Protestant society. Mexican-Americans will share that dream and in that society only if they dream in English.< Und so projiziert auch Deutschland seine Schwierigkeiten mit >Phaenomenen< wie der Migration von Daten, Kapital und Menschen auf die deutsche Sprache. Stimmt alles mit der Nation? Hat der Staat gutduenken angesichts der Globalisierung? Diese Fragen stellt man nun lieber wie folgt: Sprechen die Buerger der BRD ueberhaupt noch die richtige Sprache oder sind sie laengst verloren gegangen an ein Schattenregime, das >unsere< Gesellschaft zu unterwandern droht? Nach dem Schulen und Kindergaerten von dieser Frage beschattet worden sind, sowie auch Fitnessstudios, Kneipen und Saunas, bleibt nur noch eines: der Rotlichtsektor. Ich wette, dass man dort richtiggehend fuendig wird, was den Missbrauch, die Verlotterung und die Ueberfremdung der deutschen Sprache anbetrifft. Immerhin wissen Farbforscher schon jetzt: Rot ist die Farbe des Todes. An die >Erotik der Sprache< [Roland Barthes] denkt dabei kaum einer.

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