Das Psychogramm des Staubsaugerbeutels

Gestern musste ich im Muell wuehlen. Nicht direkt im Muell, aber immerhin im Staubsaugerbeutel meines Techtelmechtels. Dass sich unsere Art von Beziehung auch einmal auf diese Ebene erstrecken wuerde, war mir anfangs nicht bewusst. Aber seitdem zwei meiner Ohrringe, die ich nachlaessigerweise auf dem Kaffeetisch liegengelassen hatte, beim nachmittaeglichen Aufraeumen einfach weggesaugt wurden, musste sich das Ganze zwangslaeufig verlagern. Manchmal kommt man gegen eine intimere Gangart einfach nicht an.

Also sass ich nun gestern im Flur, vor mir auf altem Zeitungspapier das Opfer, ein prall gefuellter Staubsaugerbeutel. Ein Schnitt mit der scharfen Spitze der Schere – schon quollen geschaetzte sechs Monate haeuslichen Schaffens meines Techtelmechtels hervor. Neben den erwarteten Staubflusen fand ich ein Wattestaebchen, gefuehlte zweitausend Zigarettenfilter, zwei Naehnadeln, ein 1-Cent-Stueck sowie ein Feuerzeug [wie das in den Staubsaugerbeutel gekommen sein soll – ich will es nicht wissen]. Welches Bild ergab sich fuer mich aus diesem Durcheinander?

Ich habe es mit einem leicht chaotischen Suchtmenschen zu tun [Zigarettenfilter en masse], der bei allen Abhaengigkeiten doch Wert auf Sauberkeit legt [das Wattestaebchen fuer die Ohren] und immer fuer eine Ueberraschung gut scheint [das Feuerzeug]. Von meinen Ohrringen natuerlich keine Spur [zaubern kann mein Techtelmechtel folglich auch]. Gluecklicherweise war ja neulich gerade Ostern. Ich bin das Suchen also gewohnt, das Nicht-Finden leider nicht.

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