Daheim in der Gegenwart

Schon als kleines Kind beschaeftigte mich das Phaenomen >Zeit<. Es ist faszinierend, weil allgegenwaertig und doch so unverstanden. Damals schon fiel mir auf, welch unterschiedliche Auffassungen Menschen von ihr haben. Und mir wurde bewusst, wie unzertrennlich die Komponenten Raum und Zeit miteinander verknuepft sein mussten... Das ging fuer mich aus rein logischen Ueberlegungen hervor. Auch wenn diese fuer einen 14-jaehrigen etwas aussergewoehnliche Gedanken gewesen sein mochten, kam mir Folgendes in den Sinn:

Jedes Teilchen muss eine eigene Geschichte haben – andernfalls wuerde es nicht existieren. Alles das, was existiert, hat eine Entwicklung hinter sich, der wiederum eine Ursache voraus ging. Und da jeder Vorgang eine gewisse Zeit dauert [da wohl nichts unendlich schnell ist], war fuer mich klar: Ohne Zeit gaebe es nichts, auch keinen Raum. Und gaebe es im Umkehrschluss keinen Raum, in dem etwas passieren koennte, eruebrigte sich die Frage nach der Zeit. Wo nichts ist, ticken keine Uhren, bewegen sich keine Objekte, entwickelt sich keine Materie, existieren weder Menschen, die nach dem Phaenomen >Zeit< fragen, noch waere es ueberhaupt vorhanden. Denn Zeit ist Bewegung, Veraenderung, da tut sich was. Ohne Raum passiert absolut gar nichts. Fazit: Ohne Raum gaebe es auch keine Zeit. Nach und nach verfeinerte ich meine Thesen. Mit 15 begann ich, diese in einem Buch nieder zu schreiben. Es hatte auch sehr bald einen Titel: >Aus anderer Sicht<. Doch leider waren die Themen sehr breit gefaechert und beim Schreiben schweifte ich oft vom eigentlichen Inhalt. Irgendwann gab ich auf. Gegen Ende des Jahres 2000 stellte ich dann einen kleinen Teil meiner Erkenntnisse unter wasistzeit.de ins Internet - mit dem Ziel, Gleichgesinnte zu finden, mit ihnen ueber das Thema zu diskutieren, zu philosophieren, neue Erkenntnisse gemeinsam auszuarbeiten. Bald darauf entstand tatsaechlich das >Zeitforum< unter zeitforum.info. Innerhalb kuerzester Zeit ergaben sich hochinteressante Gespraeche. Selbst Physiker und Astronomen finden sich heute unter den Mitgliedern. Natuerlich gibt es eine ganze Reihe >heisser Themen<, die noch lange nicht ausdiskutiert sein duerften. Hier ein paar Beispiele: Materie doch eine Illusion? Was ist Bewusstsein? Was war >vor< dem Urknall? Was spricht gegen Unendlichkeit? Und immer wieder im Brennpunkt steht die Frage: >Gibt es ueberhaupt eine Zeit?< Mittlerweile habe ich erfahren, dass es kaum eine Facette des Themas gibt, die noch nicht angetastet wurde. Es gibt zahlreiche Unterseiten auf meiner Homepage zum Thema Zeit, darunter befinden sich etwa solche, die Zitate und Gedichte versammeln, beispielsweise ein Gedicht von Erich Kaestner oder folgendes Zitat von Peter Ustinov: >Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen Sie sich in zehn Jahren zuruecksehnen werden.< Ich denke, dass Ustinov einen Aspekt der allgemeinen Zeitempfindung damit sehr passend beschreibt. Es sollte uns immer bewusst sein, dass heute und jetzt der Rest unseres Lebens beginnt. >Zeitersparnis< wird heute ganz gross geschrieben. Dies gilt fuer mich nur bedingt. In manchen Situationen mag dieses Bestreben zwar Sinn machen. Doch im Allgemeinen bezahlen wir es mit zunehmendem Stress und einem gewissen Mass an Freiheit. Wir duerfen uns bei dem, was wir tun, immer weniger Zeit lassen und nutzen die >gesparte Zeit< meist nur damit, uns davon zu erholen. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit. Neben der Homepage arbeite ich an zahlreichen weiteren Projekten, die mit der Zeit nur insofern in Verbindung stehen, dass sie den groessten Teil derselben fuer mich in Anspruch nehmen. So entwickle ich beispielsweise Computerspiele und arbeite an diversen Musikproduktionen. Doch momentan bin ich fast ausnahmslos mit dem Bau unseres Hauses beschaeftigt, in dem ich in etwas mehr als einem Jahr dann zu neuen Taten bereit sein werde. Wenn man sich sehr intensiv mit der Zeit auseinandersetzt, bekommt man irgendwie ein besonderes Gespuer dafuer. Dafuer lohnt es sich dann schon auch mal, ein kleines bisschen Zeit zu sparen - um etwas mehr damit verbringen zu koennen, sie bewusst zu erleben.

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