Black Box: Allmachtsphantasie der digitalen Kultur

Eine Black Box soll Vertrauen erwecken: stabil, klein und unzerstörbar wie eine Kakerlake. Doch was sind die Geheimnisse dieser Bundeslade der Mikrotechnik? Die Künstlerin Verena Friedrich präsentiert mit ihrem Projekt ENDO die Black Box als Allmachtsphantasie der digitalen Kultur.

Eigentlich ist das, was man eine Black Box nennt, für FreundInnen der DIY-Kultur und des Selberbastelns ja eher am anderen Ende der Fahnenstange angesiedelt. Aber genau das macht geheimnisvolle schwarze Kisten eben trotzdem interessant.

Einmal ganz abgesehen davon, dass man sich ganz generell fragen kann, wie eine Black Box vom Prinzip her funktioniert (und möglichen Antworten aus systemtheoretischer Perspektive nachgehen kann), ist es doch immer wieder erquicklich, über solche Fragen Aug in Auge mit einem Anschaungsobjekt nachzugrübeln.

Schwarzes Informationsloch

Dazu gab’s auch bei der ISEA2010 RUHR eine schöne Gelegenheit. Zu den Exponaten der Ausstellung Trust im Dortmunder HMKV zählte nämlich auch eine ebensolche:  Verena Friedrichs 2007 begonnenes Langzeitprojekt ENDO.

Schon beim ersten Anblick wirkt ENDO dabei wie die perfekte Black Box für eine digitale Kultur. Hier werden digitale Technologien zum einen vorzugsweise mit slickem Hardware-Design assoziiert und zum anderen mit allen Vor- und Nachteilen einer potentiell ubiquitären Datenerfassung sowie -speicherung in Zusammenhang gebracht.

Nachzudenken gilt es mit Blick auf Letzteres natürlich vor allem über die realen Enden lang tradierter Allmachtsphantasien und -phantasmen. Und dazu gibt uns Friedrichs Black Box allen Anlass.

Denn: Im Paket mit dem ästhetisch an sich hocherfreulichen Anblick wird die Information geliefert, das handliche Kistchen sei im Inneren bis an den Rand mit Technologie vollgepackt: Mit einem Mainboard und einem Terabytes fassenden Speicher, dazu Sensoren satt, die kontinuierlich alle möglichen Daten von Lumen über Luftfeuchtigkeit, Bewegung und Akustik bis zur GPS-Positionierung erfassen.

Digitale Verunsicherung

Locker formuliert: Dem Motto folgend “Immer rein damit und Klappe zu”. Nur dass sich das eben schlecht überprüfen lässt – denn aus der Box dringt weder ein Mucks noch sonst etwas heraus, hineinschauen kann man naturgemäß auch nicht. Und ob sie denn jemals geöffnet wird, um das eine oder andere Datum aus dem Speicher auszulesen…

Tja. Fast wie im wirklich Leben (man möchte fast ergänzen: im Allgemeinen und insbesondere, wenn man an die Politik denkt, wie sie mancherorts betrieben wird): Es wird uns weder Einblick gegeben noch sind uns irgendwelche Gewissheiten vergönnt. Und das soll man mit Vertrauen würdigen? Eben.

3 Kommentare zu “Black Box: Allmachtsphantasie der digitalen Kultur

  1. weckt bei mir assoziationen zu ,,schrödingers katze,,….gut.bei diesem experiment wusste man was drinn ist…nur hier????mh….zumindest bei,,klappe zu,,waren beide wieder gleichauf…den ist das einmal passiert..ist eh alles nur spekulation…oder spekulatius???

  2. das Internet ist manchmal auch wie eine Black Box — tief und unergründlich :) Und dann stolpert man über solche interessanten Artikel, wie hier :)

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