Bitte lächeln!

Das Internet war von Anfang an als Kommunikationsmedium gedacht [E-Mail, Usenet]. Das WWW wurde ja erst anschliessend entwickelt und war zunaechst dafuer angelegt, parallel zu den sonstigen Kommunikationswegen im Internet eine einfache Moeglichkeit zu bieten, Dokumente in einer allgemein lesbaren Form zu veroeffentlichen. Erst durch die grafische Aufbereitung des WWW hat sich das Internet schneller verbreitet. Im Umkehrschluss hat sich dann das WWW nach und nach dem urspruenglichen Ansatz des Internets angepasst und wurde ein Kommunikationsinstrument zwischen den Usern.

Das Problem: dynamische Webseiten, die eine Kommunikation zwischen den Nutzern erlauben, sind sehr viel komplexer in der Herstellung, als statische Dokumente. Ausserdem ist der Aufbau von HTML urspruenglich gar nicht fuer solche Zwecke erschaffen worden. Deshalb werden immer mehr technische Tricks [z.B. Ajax] und zusaetzliche Standards [z.B. Flash] eingefuehrt, um das WWW dynamischer zu machen und die Nutzer einfacher miteinander kommunizieren zu lassen. Nichts anderes besagt der derzeitige Trendbegriff >Web 2.0<: Es geht dabei darum, die Kommunikation zwischen Usern zu ermoeglichen. Diesen Ideen ist auch die >fotocommunity< verpflichtet. Die Geburt dieses Projekts beginnt mit einem Ausstieg. Nach rund zehn Jahren Berufstaetigkeit im Bereich Multimedia, Internet und Software hatte ich ein Jahr Urlaub gemacht, war etwas durch die Gegend gereist und hatte mein Hobby, die Fotografie, wieder aufleben lassen. Nach meiner Rueckkehr aus Asien im Herbst 2001 holte ich dann etwas nach, was ich schon lange vor mir hergeschoben hatte: Ich erstellte meine erste eigene private Homepage. Dort veroeffentlichte ich meine Reisefotos und schrieb u.a. ueber meine Erfahrungen. Anfaenglich war ich extrem stolz und freute mich ueber die ersten Eintraege in meinem Gaestebuch. Aber nach kurzer Zeit wurde die Page dann doch langweilig. Die paar Grusszeilen, die hin und wieder ins Gaestebuch geschrieben wurden, waren die Arbeit fuer die ganze Page am Ende nicht wert. Als ich mir dann noch einmal das Internet genauer ansah, fiel mir auf, wie viele tausend andere Hobbyfotografen genau das gleiche Problem hatten wie ich. Sie fanden im Familien/Bekanntenkreis offenbar nicht genug Anerkennung und Gespraechspartner fuer ihre Fotos und versuchten, Gleichgesinnte im Internet zu finden. Jeder baut dann fuer sich eine Fotohomepage auf, sitzt wie Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel und wartet, bis ein anderer Fotograf zufaellig vorbeigerudert kommt. Das erschien mir ploetzlich extrem unlogisch - und da habe ich die Idee der fotocommunity entwickelt: eine Seite, auf der sich alle Hobbyfotografen vernetzen. Dabei war die erste Version von fotocommunity noch von mir alleine programmiert und an sich als reines Hobbyprojekt geplant. Allerdings meldeten sich nach kurzer Zeit schon so viele User an, dass ich daraus ein kleines Geschaeft aufbauen musste, alleine schon um die steigenden Kosten wieder hereinzuholen. Aus der Freizeitbeschaeftigung wurde ein Job. Ziemlich schnell wurde mir eine Sache bewusst: Die >humane Seite< des Netzes wird extrem unterschaetzt. Fuer junge Leute aber, die mit dem Internet aufgewachsen sind, ist es absoluter Standard, wenigstens Mitglied in einer Internet-Community zu sein. Communities kommen der Individualisierung der Gesellschaft extrem entgegen: Selbst die kleinsten Spezialinteressensgruppen koennen sich nun im Netz zusammenfinden. Alleine die fotocommuntiy, die an sich ja schon ein Special-Interest-Angebot ist, hat fast 3.000 Fotosektionen. Das sind z.B. Bereiche fuer Stereoskopische Raumbilder, Fotos von Schlittenhundesportrennen oder von Garagen. Jeder dieser kleinen Spezialbereiche bildet fuer sich eine eigene kleine Subcommunity. Ein anderer Aspekt ist ebenfalls nicht zu vernachlaessigen: Die Verbindung zwischen Online- und Offlinewelt. In der fotocommunity ist sie jedenfalls besonders wichtig. Das zeigen u.a. auch unsere etwa 100 Usertreffen, die jeden Monat in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz stattfinden. In groesseren Staedten gibt es sogar schon parallele Treffen fuer die verschiedenen >Geschmacksrichtungen< [Akt-, Natur- und Architekturfotografen treffen sich streng getrennt]. Die Treffen werden von den Usern selbst organisiert. Dazu muss ein User lediglich eine gewisse Zeit aktiv in unserer Community mitgewirkt haben und schon kann er ein Usertreffen einberufen. Der Zusammenhalt in unserer Community ist extrem hoch. Es kommt nicht selten vor, dass ein User, der ins Krankenhaus muss, bergeweise Post erhaelt, da seine Online-Buddies die Krankenhausadresse untereinander weiterleiten. Wir hatten schon Heiratsantraege im Online-Forum. Die halbe fotocommuntiy hat daraufhin mitgefiebert, ob sie denn nun >ja< sagt. Sie hat ja gesagt, und die Hochzeit und der Polterabend waren fast ein Usertreffen. Aber auch unsere Trauersektion wird mit zunehmender Groesse immer wichtiger - so traurig es auch ist. Schon von einigen Mitgliedern musste sich die fotocommunity fuer immer verabschieden. Die Nachricht verbreitet sich jedes Mal wie ein Lauffeuer und grosse Anteilnahme macht sich breit. Nachweislich besuchen sogar die Verwandten der Verstorbenen die Trauersektion und lassen sich von den Gedichten und Abschiedsbekundungen der vielen Online-Freunde troesten.

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