Being a Post-PC-Girl 08

Eins: Der Diskurs, der sich seit einiger Zeit in den Zeitungen post-kinderaufzucht-maessig breit macht, fordert die Frauen jetzt massiv dazu auf, sich endlich als vollwertige Arbeitswesen dieser Gesellschaft zu sehen und ganz nach oben zu greifen.

Egal ob Gehalt oder Karriere. Die Zeit widmet diesem Topos ganze Ausgaben und Dossiers und Bildergalerien, die FAZ legt nach und ermahnt nochmal alle, auch wenn ich die These, die Frauen haetten versagt, aus verschiedenen Gruenden verun- glueckt finde. Nicht nur, weil sie Caterina Flickr Fake verpasst und nicht nennt bzw. die uns vorgehaltene Unternehmergene- ration in Frauen diskriminierenden Zeiten noch gewachsen ist.

Wenn auch das Problem, dass Frauen sich nicht trauen zu scheitern, schon was hat. Der Knackpunkt der These ist aber vor allem jener, den mein Pa neulich waehrend unserer Diskussion folgendermassen beschrieb: >Maenner machen Karriere? Nein, die meisten von uns tun das nicht, die arbeiten doch einfach nur.< Zwei: In den neuen guten Filmen, sagen wir mal >There will be blood<, >No country for old men< zum Beispiel, kommen Frauen als eigene tragende Rolle gar nicht vor. Grossflaechig abwesende Minibezugspersonen. Nicht einmal bei einem Film wie >Charlie Wilsons War<, der auch optimal aus einer anderen Perspektive als Joanne Herrings War haette gedreht werden koennen.

All das hat Film fuer Film sicher alles gute Gruende – sind ja gute Filme. Trotzdem es bildet in der Haeufung eben einen Diskurs [denn Diskurse bilden sich aus Haufen], den ich selt- sam finde. Verschaerft kann man diagnostizieren: Frauen spielen gerade, in einer Post-PC-Kulturwelt, keine interessante Rolle. Drei: Erkaeltungsbedingt Karsamstag in Baltimore ver- bracht, was heisst, die 2. Staffel >The Wire< einfach durchge- guckt. Weil irre gute Serie, der Roman von heute. Und doch wieder seltsam gefunden: Zwar hat man sich damals, vor fuenf Jahren, noch bemueht, die ein oder andere coole Rolle fuer Frauen oder Homosexuelle zu schreiben oder am besten gleich, aeh, homosexuelle Frauen.

Kima meine ich. Aber waehrend die Maenner ab und an in Bars Frauen abschleppen, bleiben die Frauen in der Serie immer nur die abgeschleppten Personen. Die lesbische Kima darf vielleicht noch mal kurz davon reden, dass sie jemanden sexy findet, das war es dann. Es bleibt irgendwie offen, wie es eigentlich kommt, dass Jungs diese Frauen finden. Wahrscheinlich haben einfach Jungs das Drehbuch geschrieben und sich nicht gefragt, was denken sich diese Frauen? Und so kam es eben dazu: Waehrend die Serie die Motive der Jungs aufruft [Betrunken- heit, Verzweiflung, Spass oder mal eben den eigenen Markt- wert checken], haben die Frauen keine Motive, sind einfach da.

Vier: Was so ganz nicht damit in Einklang zu bringen ist, dass in meinem Umfeld die Maedchen selber immer wilder werden und ausgiebig unter Freunden darueber grinsen. Und die Freunde mit ihnen. Jedenfalls hat der Diskurs, schliessen wir jetzt mal kurz, offensichtlich also beschlossen, sie ausserhalb von tendenziellen Frauenserien wie >Cashmere Mafia< einfach gar nicht mehr vorkommen zu lassen. Being a post-pc-girl 08 muss erst noch erfunden werden.

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