Beinahe eine Wasserkatatrophe

Grau steht die Decke aus Wolken und Regen. Grau steht auch der Dunst unter dieser Decke. Kleine Tropfen aus Nebelwasser kleben an der Scheibe von der einen – der Duft von frischem Koffein an der anderen Seite. Die Schrippen sind warm. Der Motor auch. Still ruht der See. Die Badenden werden wohl heute nicht kommen, und nur ein einsamer Ausguck starrt durch das Glas auf den kleinen Riss, der das Grau des Wassers vom Grau des Himmels trennt. Das ist der Sommer 2009, und der Einsame sieht auf’s Wasser.

Dann ploetzlich schellt das Telefon. Unter Wasserkarten steht es im Einsatzraum und verkuendet meist schlechte Nachricht. Rasch. Bewegung. Messerklirren auf Fruehstuecktellern. Eilig werden rote Jacken uebergeworfen, Taschen gegriffen. Die schwuele Naesse schlaegt hinter der Tuer ins Gesicht. Mit wenigen Schritten ueber den Steg. In das Boot. Der Motor heult auf und das Heck von Pelikan 63 graebt sich tief in die strudelnden Fluten, waehrend das Licht blau im grauen Dickicht rotiert.

Ein Surfer traute sich wohl aufs graue Wasser. Sein Brett sah ein Jogger. Pelikan 63 schwebt ueber dem See und Wasser ist ueberall. Zwischen den Zaehnen – vermischt mit Kaffeegeschmack. In den Augen – vermischt mit Traenen. In den Ohren – wo es das Geraeusch des Motors und der Sirene dumpf werden laesst. Naeher und naeher kommt der Fleck im nassen Grau. Jede Faser gespannt, der Sprung vom Rand von Pelikan 63 und ich bin Wasser. Doch wo im Wasser ist er? Ist das ein Surfbrett? Es ist Treibgut. Nur ein Opfer des Wassers gibt es an diesem Morgen – meine Frisur. [Anmerk. d. Red.: Inspiriert durch Eindruecke auf der DLRG-Rettungsstation Pelikan 2-61 am Mueggelsee.]

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