AVL-Ville

AVL-Ville wurde 2001 ins Leben gerufen und verknuepfte sich mit den Feierlichkeiten um Rotterdam als Kulturhauptstadt Europas. Wir wollten einen Ort fernab von der regulierten und determinierten Gesellschaft schaffen. Selbstversorgung und Autonomie waren dabei die Hauptziele.

Entstanden aus einer Initiative des Kuenstlers Joep van Lieshout und der Leute, die zu dieser Zeit fuer Atelier van Lieshout [AVL] arbeiteten, ist AVL-Ville unser bisher groesstes Projekt, das wir nur mit Hilfe vieler Freiwilliger realisieren konnten. Dieser freie Staat stellte eine gute Mischung aus einem Kunstprojekt und einer Art Heiligtum dar, das dabei voll operationsfaehig ist. Es ist nicht einfach Kunst zum Anschauen, sondern Kunst zum Leben. Ziel dieses freien Staates war es, wie gesagt, einen freien Ort zu schaffen, in einem Land in dem sonst alles ueberreguliert und in zunehmenden Masse unterdrueckt wirkt.

Die Leute waren gluecklich, hier zu leben. Sie bauten ihre eigenen Haeuser, produzierten ihr Essen selber und brauten auch ihr eigenes Bier, etc. AVL-Ville hat eine eigene Flagge, eine eigene Verfassung und Waehrung. Es war tatsaechlich ein harmonisches und sich selbst versorgendes Unternehmen, das sich derzeit im Rotterdamer Hafen befand. Das Motto von AVL-Ville war, solange etwas Kunst ist, ist alles erlaubt. Deshalb waren wir auch keine Kommune oder etwa ein Bauunternehmen, sondern eine Art Freilichtmuseum voller Energie, in dem taeglich Kunst produziert wurde, wozu die Produktion unserer Lebensmittel genauso wie die Konstruktion unserer mobilen Haeuser zaehlten.

AVL-Transport ist AVLs eigenes Transportunternehmen, das die Bewohner und auch die Besucher durch AVL-Ville fuhr. Dabei handelte es sich um Pferdewagen und Traktorengespanne, die zu allen wichtigen Orten, wie z.B. auch zu unserer 100% wegfaltbaren Farm fuhren. Die Besucher konnten auch die AVL-Akademie besichtigen, die Dinge lehrt, die in einer herkoemmlichen Akademie nicht vermittelt werden. Es gab kurze Trainingsprogramme und Kurse, die so Dinge wie die Kunst zu leben, die Tricks des Kunstbetriebs, Projektmanagement im Sinne von AVL, kreative Therapien und andere Strategien und Fertigkeiten umfasste.

Neben den bereits erwaehnten Bereichen gehoerten zu AVL-Ville Containerhaeuser, Windmuehlen, ein Krankenhaus, ein Kraftwerk, das mit Biogas und Abfall Strom erzeugte, ein biologisches Wasserreinigungssystem und Komposttoiletten. Dann gab es AVL-Agro, eine experimentelle Stadt-Farm, die von einem professionellen Bauern betrieben wurde. Alle Bereiche dieses Bauernhofs sind so mobil, dass sie sich innerhalb eines Tages in einen Container packen und wegtransportieren lassen. Sogar die Weiden und Obstgaerten sind transportabel. Agro verfolgte einen natuerlichen Produktionszyklus und basierte auf einem Wiederverwertungssystem. Die Erzeugnisse waren fuer die AVL-Angestellten und fuer das Restaurant.

Es gab viel Interesse und Begeisterung fuer unser Projekt, so dass wir viele Besucher hatten. Die Regierung war allerdings weniger angetan von unserm Tun und im Oktober 2001 mussten wir AVL-Ville schliessen. Unser Restaurant hatte z.B. keine Genehmigung fuer den Verkauf von Alkohol und wir stellten Feuerwaffen als Kunstobjekte her.

Nachdem wir AVL-Ville in Rotterdam schliessen mussten, haben wir letztes Jahr einen Ableger in Parc Middelheim bei Antwerpen gegruendet. Und obwohl die Chancen fuer eine erneute Realisierung von AVL-Ville in Rotterdam schlecht sind, koennen wir unser Projekt doch in jeder anderen interessierten Stadt von Neuem realisieren!

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