Aus der Schreibstube: Heimliche Leidenschaften

>Ist grad voll schoen so.< Der Satz fliegt in meinem Kopf herum. Warum? Weil es gerade so ist. Am Schreibtisch, am Fenster, dicke Regensuppenwolken verlieren gerade ein Battle gegen die Sonne. Nein, so sollte kein Text anfangen. Ich glaube, das war gerade der so genannte >Fish head<. Der Teil vom Geschreibsel, den man hinterher abtrennt.

Schmeckt nicht und sind Glubschaugen drin. Vom >Fish head< habe ich zum ersten Mal vor sechs Jahren gehoert, als ich an einem Creative Writing-Seminar von Susan Swan teilnahm. Die kanadische Autorin war der Meinung, dass der erste Absatz oft Mist sei und man ihn nur brauche, um >ins Schreiben< zu kommen. Nun ja. Ich habe meine Leidenschaft fuer Fischkoepfe entdeckt. Das zarte Wortgeplaenkel, bevor das schreiberische Handwerk einsetzt, ist mir nicht gleich. In einem Selbstversuch will ich demnaechst einen Text fabrizieren, der nur aus Fischkoepfen besteht. Ein staendiges Anfangen. Ist das nicht schreiben? Mit der beinharten Dschurnalistenkarriere wird es dann natuerlich nichts. Zum Glueck gibt es das Internet: Ein wahrer Hafen fuer Fischkoepfe [puh, die Metapher dehnt sich ja gerade wie ein alter Schluepfergummi]. Aber mal ehrlich. Hier im Netz, verfangen sich die schoensten Fischkoepfe. Vielleicht werden sie in so einer Ansammlung zu haesslichen Mutanten, vielleicht auch nicht. Ich werfe mal die Angelroute aus und schaue, was so haengen bleibt. Am besten finde ich ja sowieso die Fischkoepfe der anderen.

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