Amsterdam

Ich sass vorhin im Wohnzimmer auf dem Fussboden. Die Terrassentuer stand weit offen. Meine Fuesse auf den warmen Pflastersteinen. Der Regen prasselte. Neben mir der dampfende Grill. Neben mir der ruhige Kater. Vor mir mein Zuhause. Ganz still und weit. Zum ersten Mal seit einer Woche konnte ich atmen. Ein herrliches Gefuehl. Unnachahmbar. Ihr wisst wie das ist. Immer weiter zu hetzen. Freunde, die Menschen, die Liebenden. Sie ziehen an dir vorbei. Du weisst nicht, wie es ihnen geht und ob sie gerade unbeschwert atmen koennen.- Im Zug sitzen und reden. Beim Essen sitzen und reden. Spazieren gehen und reden. Das Thema variiert nicht wirklich. Es geht nicht um mich. Es geht um euch. Ich bin nur da. Ich brauche nur da zu sein. Es ist schon ein seltsamer Anlass, um ueber sich selbst nachzudenken.

Amsterdam- ich weiss gar nicht wie es dort ist. Ist es laut? Ist es leise? Ist es wirklich? Das ist das Geheimnis. Den Ort gibt es gar nicht. Er ist vernebelt. Die Menschen sind es. Sie draengen sich. Sie draengen sich betrunken und stoned vor den Schaufenstern. Drin zu sehen gibt es nacktes Fleisch. Unglueckliche Maedchen, die ihre Koerper verkaufen. Es ist merkwuerdig still bei all diesem Treiben. Das ist das Angenehme. Es ist sehr still. Ich hoere die Stimmen, aber hoere nicht hin. Es ist nicht interessant, was sie sagen. Wenn sie wenigstens mal einen Witz machen wuerden. Dann koennte ich ja auch mal laecheln. Amsterdam ist so furchtbar still. Die Stille macht mir Angst. Dann stehe ich auf am Morgen und wandere durch die Stadt. Sie schlaeft noch. Wieder still. Eine andere Stille. Man kann sie auch als Ruhe bezeichnen.

Zurueck. Wieder reden und nachdenken. Wieder Leben sezieren. Muss das sein? Es muss. Vier Egoisten verreisen gemeinsam. Das ist unmoeglich. Ist es auch. Ist es nicht. Dann wieder reden, wieder nachdenken. Wieder essen. Wieder reden, wieder nachdenken. Spazieren, reden, essen, nachdenken. Kein Witz. Verletzte Egos wollen poliert werden. Das warme Wasser ist eng bemessen. Stundenlang nichts und alles. Das ist anstrengend. Immer nur da sein, ohne weg zu koennen. Vor allem, wenn man gar nicht weg will.Was bleibt in der Erinnerung? Es bleibt ein kleiner Schnitt. Fuer jeden eine besondere Bedeutung- dieser Ort. Jeder hat ein Stueck selbst hier gelassen. Manch einer hat es bemerkt. Manch einer nicht.

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