Allzeit bereit

Es ist zehn Uhr Morgens. Der Handywecker gibt ein aetzendes Piepen von sich, das mich aus meinem Schlaf reisst. Das nervende Geraeusch endet nach einem Sprint durch das Zimmer. Den Schlaf aus den Augen reibend, schalte ich den Desktop-PC ein.

Als naechstes duschen, fruestuecken und dabei Radio hoeren – Deutschlandfunk, um immer auf dem Laufenden zu sein. Zurueck vor dem Rechner werden der Musikplayer und der Internetbrowser gestartet. Die Musik wird von der gestoppten Stelle fortgesetzt und die zuletzt geoeffneten Tabs sind auch alle wieder da.

E-Mails lesen, beantworten, loeschen und nebenbei die Tagesschau von gestern via Podcast saugen. Wie immer nix Gutes passiert ausserhalb des War Rooms. Willkommen in der Welt von Heute. Die Welt von Gestern sah jedoch ganz anders aus. Da klingelte noch der rote, mit buntem Ziffernblatt versehene Wecker, am Nachmittag wurden Mixtapes aufgenommen und den ein oder anderen Abend verbrachte ich in Gesellschaft vor der Glotze. Jetzt tausche ich Musik via Stick und Internet. Filme schaue ich auf dem Laptop und manchmal auch bei Freunden auf dem DVD-Player.

In der Grundschule habe ich bei Fragen zu Hausaufgaben einen Freund mit dem Festnetztelefon angerufen. Heutzutage nehme ich das Handy, wenn ich wissen moechte wie man richtig paniert, obwohl das Telefon nebenan steht [und in den meisten Faellen hilft mir sowieso Wikipedia]. In der flexiblen, mobilen Gesellschaft erlangt der Auspruch: >Allzeit bereit, immer bereit!< wieder voellig neue Dimensionen. Einer Entwicklung der man sich wohl nur entziehen kann wenn man den Anpsruch der staendigen Erreichbarkeit nicht auf andere uebertraegt.

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