Alles vorhersehen, nichts planen

Ein Media Lab sollte uns helfen, die Grundstufen kulturellen Handelns zu realisieren: die gegnerische Luftabwehr zerschmettern, die Lufthoheit sichern, Anordnung und Kontrolle unterdruecken, das >Operationstheater< isolieren, Demos vorbereiten, Taeuschungsmanoever initiieren, Unterstuetzungsattacken starten und alle Kraefte buendeln, um das gegnerische Schwerkraftzentrum zu zerstoeren.

In dieser Version eines Media Labs, also meiner persoenlichen Vision [ich arbeite als Medienaktivist und Philosoph in Madrid], sind Selbstorganisation und das selbst organisierte Lernen feste Bestandteile und konstante Bezugspunkte. Diese Vision ist auch das Thema des Workshops, den ich im Moment im Haus der Kulturen der Welt gebe.

Um diese Vision eines Media Labs strategisch umzusetzen, muss man die Organisationsstruktur so agil und flexibel wie moeglich gestalten, um sich den Herausforderungen und Bedingungen anpassen zu koennen. Auf einem eher taktischen Level sollte die Revidierung von alltaeglichem Benehmen und Protokollen auf der Agenda stehen, damit Menschen in die Lage versetzt werden, ihren persoenlichen Beitrag immer wieder zu aendern. Auf der Operationsebene sollte man so vorgehen: Alles vorhersehen, nichts planen. Ich forsche seit langem zu diesen operativen Denkprozessen. Sie wurden urspruenglich entwickelt, um mit multiplen, simultanen Fronten umzugehen, wobei eine Anzahl von unterschiedlichen Kraeften integriert werden sollte, die genau ihre Unterschiede in Groesse und Reichweite zur gleichzeitigen Anwendung kommen lassen sollten.

Nun ist es so, dass es keinen bestimmten >Kampf< mehr auszutragen gibt. Es gibt kein endgueltiges >Meisterwerk<. Deshalb muessen kulturelle Handlungen operativ ueberdacht werden. Oder, um mit den sowjetischen Theoretikern zu sprechen: Wir muessen kulturelle Arbeit in ihren simultanen Anwendungen auf ihren verschiedenen Ebenen und mit ihren verschiedenen Reichweiten ueberdenken bzw. neu denken. Dabei muessen wir in der Lage bleiben, die Beduerfnisse dieser Anwendungen vorherzusehen und gleichzeitig muessen wir agil genug bleiben, um auf sich veraendernde Bedingungen einzugehen. Wir muessen die Rolle von taktischen, strategischen und operativen Konzepten im Kulturbetrieb und speziell in Bezug auf Media Labs ueberdenken.

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